Brandenburg: „Das Potenzial ist erheblich geringer“
Karl-Heinz Beier, Oberstleutnant der Reserve, über Nachwuchsprobleme bei Brandenburgs Reservisten
Stand:
Herr Beier, auch in Brandenburg soll eine sogenannte Regionale Sicherungs- und Unterstützungskräfte-Einheit, kurz RSU, aufgebaut werden. Die Truppe soll 100 Mann stark sein. Wie schwer ist es, genügend Reservisten zu finden?
Da die neu aufzustellenden Einheiten für alle Dienstgradgruppen attraktive Dienstposten und damit verbundene Beförderungsmöglichkeiten bieten, ist die Resonanz auf unser Angebot mit rund 120 Männern und Frauen erstaunlich hoch. Wir hoffen, alle Dienstposten bis Mitte 2013 besetzen zu können. Die Veranstaltung am Samstag soll dazu dienen, den interessierten Reservisten die RSU vorzustellen, es werden dabei aber auch schon Personalgespräche geführt.
Die Landesgruppe Brandenburg der Reservisten hat nur 1200 Mitglieder. In Niedersachsen sind es 14 000. Gibt es in Brandenburg zu wenige Reservisten?
Brandenburg als großes Flächenland mit einer relativ geringen Bevölkerungsdichte hat hier andere Voraussetzungen als die meisten alten Bundesländer. Zudem gibt es die Bundeswehr und damit ihre Reservisten erst seit 1990. Dadurch ist das Potenzial erheblich geringer. Anderseits ist der Altersdurchschnitt der Reservisten in Brandenburg wie in den anderen neuen Bundesländern deutlich niedriger als in der alten Bundesrepublik.
Sind nicht alle ehemaligen NVA-Soldaten automatisch auch Reservisten der Bundeswehr?
Nur, wenn sie auch nach 1990 in der Bundeswehr in irgendeiner Form gedient haben. Allerdings gibt es in den Reservistenkameradschaften ehemalige Angehörige der NVA als Fördermitglieder.
Welche Rolle spielt der demografische Wandel und die Abwanderung junger Menschen?
Durch die Aussetzung der Wehrpflicht wachsen natürlich nicht mehr so viele junge Reservisten nach wie früher. Dies gilt natürlich für alle Bundesländer. Allgemein sind natürlich diese Probleme gesamtgesellschaftlich und nicht auf die Bundeswehr und die Reservistenarbeit beschränkt. Wir müssen uns daher in Brandenburg besonders bemühen, geeignete Reservisten an den Verband und die aktive Reservistentätigkeit in der Bundeswehr heranzuführen und sie an uns zu binden.
Die Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte sollen die 2007 aufgelösten Heimatschutzbataillone ersetzen. Was ist neu?
Der Heimatschutz alter Art war sehr auf die Verhältnisse im Kalten Krieg und auf die diesbezügliche Unterstützung der aktiven Truppe im Verteidigungsfall fokussiert. Die Bundeswehr heute ist eine Einsatzarmee mit einem vordringlich anderen Aufgabenspektrum. Vor diesem Hintergrund haben die RSU-Kräfte den Auftrag, militärische Liegenschaften und Anlagen bei Bedarf zu sichern sowie auf Anforderung der zivilen Behörden bei Katastropheneinsätzen zu unterstützen.
Bei welchen Einsätzen sollen die neuen Reservisten eingesetzt werden?
Wenn zum Beispiel aktive Einheiten wie das Logistikbatallion 172 in Beelitz einen Einsatz durchführen müssen, der ihre Kräfte bindet, kann auf Anforderung die RSU-Kompanie die Sicherung ihrer Liegenschaft übernehmen. Außerdem kann die Kompanie wie gesagt zusammen mit anderen aktiven Einheiten bei einem Großschadensereignis wie zum Beispiel einer Flut zur Unterstützung angefordert werden. Hierfür ist die Kompanie gut geeignet, da sie neben infanteristischen Komponenten auch über einen Pionierzug mit den entsprechenden Fähigkeiten und Expertisen verfügen wird.
Die Fragen stellte Matthias Matern
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