Brandenburg: „Das Prinzip ist ganz simpel“
Heizen mit Erdwärme – Sonden werden unter die Terrasse oder den Garten gebracht
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Heizen mit Erdwärme – Sonden werden unter die Terrasse oder den Garten gebracht Fürstenwalde - Ganz langsam wickelt Peter Klemm einen langen schwarzen Schlauch um einen schmalen Drahtkorb. Immer wieder prüft er dabei die Abstände zwischen den Schlauchwindungen. „Das wird eine Sonde, die Erdwärme aufnehmen und an Heizungsanlagen abgeben soll“, erklärt der Diplom-Ingenieur von der Calox Haustechnik GmbH in Fürstenwalde (Oder-Spree). Angesichts ständig steigender Erdgas- und Ölpreise hat seine Firma nach preiswerten Alternativen für das Betreiben von Warmwasser- und Heizungsanlagen gesucht. „Das Prinzip ist ganz simpel“, meint der Tüftler. Die Sonde funktioniert wie ein Kühlschrank. Der entzieht den darin gelagerten Lebensmitteln die Wärme und gibt sie über ein Gitter an der Rückwand an die Küche ab. „Wir nehmen mit unserer Sonde die Wärme der Erde auf und geben sie an die Heizungsanlage ab.“ Die über drei Meter langen Sonden werden dafür in gut vierzig Zentimeter dicke und über vier Meter tiefe Erdlöcher gesteckt. Anschließend werden die Hohlräume mit einem Kiesgemisch verfüllt und die Instrumente mit der Wärmepumpe der Heizungsanlage verbunden. „Pro Sonde gewinnen wir kostenlos rund 600 Watt Heizleistung aus der Erde“, sagt Klemm. Andere Heizungsbauer haben auch schon versucht, die Wärme der Erde zu nutzen. Deren Anlagen mussten aber mit teuren Tiefenbohrungen in die Erde gebracht oder mit langen Schläuchen großflächig im Garten der Eigenheime verteilt werden. Die Calox-Entwicklung aber ist den Angaben zufolge billiger und verbraucht keine Grundstücksfläche. Nach dem Einbau der Sonden kann die Fläche weiter als Garten, Terrasse oder Hof genutzt werden. „Wenn wir dauerhaft auf dem Markt bestehen wollen, müssen wir für unsere Kunden neue und wirtschaftlich interessante Produkte entwickeln und anbieten“, sagt Calox- Geschäftsführer Josef Seidel. Seine Firma ging aus dem früheren Chemie- und Tankanlagenbau Fürstenwalde hervor. Mit 25 Mitarbeitern fing Calox an, heute arbeiten dort rund 60 Leute. Bei der Entwicklung der neuen Heiztechnik erhielt Calox Hilfe, denn allein hätte das Unternehmen die dafür nötige Forschung nicht bezahlen können. Die Arbeitsgemeinschaft Industrieller Forschungsvereinigungen (AIF) unterstützte das Projekt mit 67.000 Euro. „Wir sind ein Projektträger des Bundeswirtschaftsministeriums und fördern kleine und mittlere Unternehmen, die Probleme haben, eigene Forschungskapazitäten zu halten oder sich dafür Kapital auf dem Markt zu holen“, sagt Wolfgang Hergarten, Chef der Berliner Geschäftsstelle der AIF. Seit 1997 hat die AIF in Brandenburg 393 Unternehmen geholfen und ihnen 53 Millionen Euro für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt. Calox hat mit dem Fördergeld die wärmetechnischen Eigenschaften der Sonde und die Wärmewerte der unterschiedlichen Bodenarten erforscht und so die Produktion der Sonden vorbereitet. Die sollen nun in Fürstenwalde in Serie hergestellt werden. Der Einbau der Sonden in den Boden und die Regelungstechnik kosten momentan rund 5000 Euro mehr als herkömmliche Gas- oder Ölheizungen. Peter Klemm schaut trotzdem ruhig in die Zukunft. „Ein durchschnittliches Eigenheim mit 140 Quadratmetern Wohnfläche verbraucht im Jahr Gas oder Öl für etwa 1400 Euro, unsere Anlage aber benötigt im gleichen Zeitraum nur 400 Euro für die Stromkosten der Wärmepumpe“, rechnet er vor. Schon nach fünfjährigem Betrieb sind die höheren Anschaffungskosten erwirtschaftet. Der Ingenieur glaubt ganz fest an seine Entwicklung. „Je höher die Öl- und Gaspreise steigen, desto mehr Kunden interessieren sich für unsere Heizungsanlage.“
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