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Brandenburg: Dem Stechlin „geht es nicht gut“

Experten sehen Verschlechterung der Wasserqualität – der klarste See Norddeutschlands ist in Gefahr

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Potsdam/Rheinsberg - Der als klarster See Norddeutschlands geltende Große Stechlin-See ist in Gefahr: Experten sehen eine dramatische Verschlechterung seiner Wasserqualität. „Es gibt ernste Anzeichen, dass sich im See etwas verändert“, sagte der Wissenschaftlicher Peter Caspar vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) gestern auf Anfrage. Er müsse aufmerksam beobachtet werden. „Dem See geht es wirklich nicht gut“, bestätigte auch der Präsident des Landesumweltamtes Matthias Freude. Der Stechlin ist durch Beschreibungen des Schriftstellers Theodor Fontane über die Landesgrenzen Brandenburgs bekannt geworden.

Die Veränderungen im Wasser seien Langzeiteffekte, erläuterte Caspar. So diente der See von 1966 bis 1990 dem Kühlkreislauf des Kernkraftwerks Rheinsberg. Seitdem habe sich die Wassertemperatur um etwa ein Grad erhöht. Auch der Überfluss aus dem Dagowsee tue dem Gewässer nicht gut. Zunehmend steige Phosphor aus dem Schlamm am Seeboden hoch.

Zudem zogen sich nach Angaben des Landesumweltamtes die wertvollen Armleuchteralgen immer mehr zurück und werden von Grünalgen überwuchert. Der bisher so klare Stechlin habe nur noch eine Sichttiefe von vier bis fünf Metern. „Dabei müsste er mindestens acht Meter Sichttiefe haben“, sagte Freude. Schließlich sei der Stechlin der klarste See Norddeutschlands.

„Wir können nicht abwarten, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist“, meinte der brandenburgische Landesvorsitzende des Naturschutzbundes (NABU), Tom Kirschey. Der NABU fordert daher ein „Sofort-Hilfe-Programm“, das unter anderem eine Dauerbeobachtung des Gewässers beinhalten soll. Auch soll der Seespiegel weiter angehoben werden. „Jede externe Belastung muss vom See ferngehalten werden“, sagte auch Caspar.

Viele der geforderten Maßnahmen werden laut Landesumweltamt bereits umgesetzt. „Es ist keine Frage, dass dieses einzigartige Kleinod geschützt und untersucht wird“, versicherte Freude. Bereits in den nächsten Wochen wolle man sich zusammensetzen und die nächsten Schritte absprechen. Der Stechlin ist 68 Meter tief und lockt jedes Jahr zahlreiche Touristen nach Brandenburg. In Urlaubsbroschüren wird unter anderem damit geworben, dass das Wasser des Sees so klar ist, „dass einem die Fische in die Augen sehen, bevor sie an der Angel anbeißen“.

Patricia Driese

Patricia Driese

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