Brandenburg: Der Chef verlässt das Paradies
Colin Au ist nicht mehr Manager beim unprofitablen Tropical Island. Es heißt, er wurde entmachtet
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Colin Au ist nicht mehr Manager beim unprofitablen Tropical Island. Es heißt, er wurde entmachtet Brand/Potsdam - Lange war dementiert und spekuliert worden – doch gestern wurde es offiziell: Colin Au, der malaysische Chef und Miteigentümer des Freizeitressort „Tropical Island“ in Brand, ist aus dem Management ausgestiegen. „Mr. Colins Aufgabe, das Projekt aufzubauen und zu vollenden, ist beendet“, hieß es gestern offiziell in einer E-Mail des malaysisch-britischen Konzerns Tanjong an das Internetportal Spiegel-Online. Au habe das tägliche Geschäft, das Resort im brandenburgischen Brand zu führen, an das deutsche Management-Team bei Tropical Islands übergeben. Damit liegt laut Spiegel-Online erstmals ein offizieller Hinweis auf die Entmachtung Aus als Manager vor. Im Umkreis von Tropical Islands war bereits seit Wochen spekuliert worden, Au sei wegen der anhaltenden Verluste des Projektes seiner Aufgaben entbunden worden. Investor Au sei zuletzt im Juni vor Ort gewesen, hieß es. Au halte über seine Firma Au Leisure Investments allerdings nach wie vor 25 Prozent der Anteile an dem Projekt, teilte das Unternehmen laut Spiegel-Online weiter mit. Die restlichen 75 Prozent gehören dem Mischkonzern Tanjong. Dagegen hatte die deutsche Presseabteilung bei Tropical Islands noch am Freitag mitgeteilt, Au werde sich erst „nach und nach zurückziehen“ und seine Aufgaben „in die Hände des deutschen Managements“ übergeben. Das sei „mit den Bedingungen und Besonderheiten des deutschen Marktes mehr vertraut“. Dies sei von Anfang an so vereinbart gewesen. In Brand hatte Au auf mehr als 66 000 Quadratmetern eine tropische Badelandschaft, einen Regenwald, eine exotische Blumenwelt und ein Tropendorf bauen lassen. Der Umbau der Halle kostete 70 Millionen Euro. Ursprünglich sollte das Areal als Werft für den Bau riesiger Luftschiffe der Cargolifter AG dienen. Das Projekt scheiterte jedoch und gilt als beispielhafte Millionenpleite. Der frühere Kreuzfahrtmanager Au hatte die mit 107 Meter höchste Werkshalle Europas für nur 17,5 Millionen Euro aufgekauft. Nach Verzögerungen beim Umbau wurde der Freizeitpark mit Badeanlagen, Restaurants und einem künstlichen Regenwald kurz vor Weihnachten 2004 eröffnet. Kritiker hatten Au schon damals vorgeworfen, er überschätze die Nachfrage nach Eintrittskarten. Angesichts der Lage der Halle in der strukturschwachen Region sei die für Profite nötige Besucherzahl nicht zu erreichen. Au hingegen hatte sich allerdings auch gegenüber den PNN immer wieder zuversichtlich gezeigt, die Anlage profitabel betreiben zu können. Dazu wären nach seinen Aussagen 1,5 Millionen Besucher jährlich nötig. Sein erklärtes Ziel war es, dies schon in diesem Jahr zu schaffen. Die Investitionskosten von 70 Millionen Euro, so hatte Au mehrfach erklärt, sollten „relativ schnell“ wieder eingespielt werden. Doch laut Spiegel-Online sprechen die Quartalsberichte von Mehrheitseigner Tanjong eine andere Sprache: Tropical Islands habe bisher bei mäßigen Umsätzen Millionenverluste eingefahren. Im Geschäftsquartal bis Ende Januar 2005, in dem Anfangsinvestitionen verbucht wurden, verlor Tropical Island laut offiziellen Tanjong-Zahlen 33 Millionen malaysische Ringgit – etwa 7,21 Millionen Euro. In den drei Folgemonaten bis Ende April fielen bei Umsätzen von nur 7,04 Millionen Euro noch einmal Verluste von knapp 3,5 Millionen Euro an. Aktuelle Daten für das Sommerquartal, so der Onlinedienst, lägen noch nicht vor. Tropical Islands sei zur finanziellen Belastung für den insgesamt profitablen Mutterkonzern geworden, der unter anderem Kraftwerke, eine Pferdewetten-Sparte und Kinos betreibt, hieß es weiter. Das Management in Kuala Lumpur wolle aber an dem Projekt in Südbrandenburg festhalten. Tanjong-Chairman Robert Chiem Dau Meng habe nach der Hauptversammlung im Juli vor Journalisten in Kuala Lumpur erklärt, die deutsche Tochter werde vermutlich erst nach zwei oder zweieinhalb Jahren Gewinne abwerfen. pet
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