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Brandenburg: Der Geburtenknick erreicht die Gymnasien

Oranienburger wollen Schule retten, doch der Landrat bleibt hart

Oranienburg. Schüler und Eltern des Oranienburger RungeGymnasiums finden es paradox: Noch zum laufenden Schuljahr wurden von 116 Bewerbern für die 7. Klasse 26 abgelehnt. Im Sommer soll es überhaupt keine 7. Klasse mehr geben, in einigen Jahren dann die Schule geschlossen werden. So will es der Landrat Karl-Heinz Schröter (SPD). Er begründet es mit den sinkenden Schülerzahlen.

Das „Runge“ ist kein Einzelfall: In ganz Brandenburg erreicht der Geburtenknick nach der Wende die weiterführenden Schulen. Von 388 sollen 157 Einrichtungen im Land geschlossen werden, davon 22 Gymnasien (wir berichteten). Im Frühsommer, wenn die Anmeldungen der Kinder für die Schulen eingegangen und bearbeitet sind, sollen die Kreise entscheiden, welche Schulen es treffe. Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) rechnet mit „erheblichen Protesten“ – ausgerechnet kurz vor der Landtagswahl im September. Doch so lange wartet der Landkreis Oberhavel nicht: Schon übernächste Woche stimmt der Kreistag über das Aus der Schule ab. In Oranienburg hat sich eine Elterninitiative gebildet, die Demonstrationen organisiert und im Bildungsausschuss Erklärungen verliest. Der Bürgermeister und die Parteien von Oranienburg wettern gegen die Schließung, die Schule hat für die letzten drei Tage vor der Kreistagssitzung einen Bildungsmarathon organisiert: Abwechselnd bleiben Gruppen rund um die Uhr in der Schule, übernachten in der Turnhalle.

Der Direktor des Jüdischen Museums, Michael Blumenthal, hat sich schriftlich bei Minister Reiche für das Gymnasium eingesetzt. Er hatte eine Patenschaft für die Schule übernommen, weil sich Schüler und Lehrer besonders gegen Fremdenfeindlichkeit einsetzen. In einer Stadt mit solch unrühmlicher Geschichte als Hauptquartier einer SS-Staffel und erster KZ-Standort sei die Schließung einer solchen Schule das falsche Signal.

Doch das Landratsamt bleibt hart. In der siebten Klasse gingen die Schülerzahlen im nächsten Schuljahr von 1949 auf 1379 zurück, sagt Sprecherin Patricia Schuster. Und von den fünf Gymnasien im Süden des Kreises seien nun einmal zwei in Oranienburg. Eine Mehrheit ist der großen Koalition aus SPD und CDU im Kreistag aber noch nicht sicher, glaubt Gerrit Große, die für die PDS in Kreis- und Landtag sitzt. Denn die Oranienburger Abgeordneten der beiden Parteien würden wohl gegen die Schließung stimmen, ein parteiloser Abgeordneter habe dies ebenfalls signalisiert. Volker Eckert

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