
© Manfred Thomas
Brandenburg: Der Jules Verne aus Jüterbog
Jan Majercak hat eine Vision: Aus Magneten, Wassertropfen und einem Dynamo will der geborene Slowake eine Ladestation für Hochleistungsbatterien bauen
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Jüterbog - Überall ist Jan Majercak bislang abgeblitzt, doch sein Selbstbewusstsein ist nach wie vor ungebrochen. „Ich bin Erfinder und will diesen Prototypen unbedingt bauen“, sagte der 53-jährige Slowake aus Jüterbog (Teltow-Fläming) überzeugt. Mit einem auf den ersten Blick etwas abenteuerlichen Konstrukt auf Basis eines schwingenden Magneten will Majercak nichts weniger als eine von Stromquellen unabhängige Ladestation für Hochleistungsbatterien entwickeln, wie sie etwa für den Antrieb für Elektroautos benötigt werden. Bislang jedoch passt seine Innovation in eine kleine Tupperdose. Für den großen Prototypen fehlt Majercak noch das Geld. Seit knapp zwei Jahren tingelt der Erfinder deshalb durch Deutschland, um Firmen und Wissenschaftler für seine Idee zu begeistern. „Ich war bei Siemens in München, beim Max-Planck-Institut, auch in Berlin an der Freien Universität und an der Uni Potsdam. Keiner hat mir geglaubt.“
Aufgeben kommt für den slowakischen Erfinder trotzdem nicht infrage. Majercak ist sich sicher, dass Deutschland der richtige Standort ist, um seine Vision umzusetzen. „Hier gibt es das nötige Kapital und bei der Forschung und Entwicklung hat Deutschland immer den Finger am Puls.“ In Jüterbog hat Jan Majercak vorsichtshalber bereits eine Firma gegründet. „Firma Maiger – Entwicklung alternativer Energien“ steht auf seiner Visitenkarte. Eine eigene Werkstatt hat der selbst ernannte Tüftler allerdings noch nicht, auch kein Büro oder Angestellte. „Was ich brauche, habe ich im Kopf“, meint der studierte Landwirt – und in der Tupperdose.
Im Inneren der Box verwahrt Majercak den Clou seiner Innovation: Es sind drei Magneten in Würfelform, einer davon mit einem senkrechten Eisenstab, zentral ausgerichtet auf einer der Würfelflächen. Begeistert klappt Majercak die Brotbox auf und ordnet die Magneten auf einer Tischplatte an. Während zwei der Würfel in einem Abstand von rund drei Zentimetern parallel nebeneinander gelegt werden, platziert Majercak den dritten Magneten mit dem Eisenstab nach oben auf die Kante eines der beiden anderen Würfel. Dann schubst er den auf der Kante stehenden Magneten leicht an: Scheinbar ohne nachzulassen, schwingt der Würfel samt Eisenstab zwischen den beiden Magnetfeldern der anderen beiden Würfel. Majercak strahlt. „Bei der Energieübertragung gibt es fast keinen Verlust“, meint der Erfinder.
Beim großen Prototypen will Majercak den Fingerschubbser durch dosierte Wassertropfen in einem geschlossenen Kreislauf ersetzen, der dann rund ein Meter große, schwingende Eisenstab soll einen Dynamo antreiben, der wiederum den benötigten Ladestrom erzeugt. Insgesamt will Jan Majercak wenigstens vier Patente anmelden lassen, darunter auch seine Lösung für das Problem, wie sich der Wasserkreislauf ohne Stromverbrauch realisieren lässt.
Obwohl Majercaks Idee eher wie eine fantastische Entwicklung aus einem Jules Verne Roman anmutet, hat er offenbar tatsächlich bereits einige Unterstützer gefunden. So habe ihm ein Mönch in Deutschland jetzt 3500 Euro geliehen, um in seiner Heimatstadt Bratislava ein erstes Patent zur Anmeldung zu bringen, meint der Firmengründer. Auch wissenschaftlichen Beistand soll es bereits geben. „Ein Dozent der Technischen Universität Bratislava will das Projekt begleiten“, versichert Majercak.
Überzeugt hat der schlanke Slowake mit Pferdezopf auch Siegfried Lattka, Inhaber der Firma Schmidtsdorff Elektromotoren, einer mehr als 100 Jahre alten Traditionsfirma aus Berlin-Moabit. „An der Idee ist tatsächlich etwas dran“, meint Seniorchef Lattka. Zumindest würde der Berliner Ingenieur es gerne drauf ankommen lassen. „Wenn Herr Majercak mir eine vernünftige Bauzeichnung vorgelegt, helfe ich ihm, den Prototypen zu bauen“, verspricht Lattka.
Von den Vorzügen seiner mit Wasser betriebenen Batterie-Ladestation ist der slowakische Tüftler überzeugt. Im Gegensatz zur Stromgewinnung aus alternativen Energiequellen wie Wind und Sonne sei sein System völlig unabhängig von äußeren Einflüssen und könne deshalb rund um die Uhr betrieben werden, so Majercak. Auf jeden Fall dürfte das Vorhaben alle seine bisherigen Erfindungen in den Schatten stellen. „Einen Schultafelabwischer, eine optimierte Kraftübertragung für Fahrräder und ein Bewässerungssystem für Fassadenbegrünung“, zählt er auf.
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