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Brandenburg: Der Zeuge erinnert sich jetzt deutlicher Jonny-K.-Prozess:

Neue Schuldzuweisungen

Stand:

Berlin - Langsam ging Gerhardt C. auf den Zeugenstuhl zu. Ein schwerer Gang. Der 29-Jährige musste ihn am Montag zum zweiten Mal bewältigen. „Es ist furchtbar, dass es wieder von vorn losging“, sagte er. Jeden Tag sehe er das Gesicht seines Freundes Jonny K. vor sich. Nun musste er sich wieder den Fragen stellen, jede Szene der Prügelattacke aufrufen, bei der Jonny K. tödlich verletzt wurde. Denn der Prozess war im ersten Anlauf geplatzt. Ein verärgerter Schöffe hatte mit unangemessenen Äußerungen für Wirbel gesorgt. Gerhardt C. belastete nun erneut Onur U. und Mitangeklagte.

„Er war am aggressivsten, er schlug als Erster zu“, sagte Gerhardt C., genannt Kaze. „Ich sah, wie der Kreis um Jonny immer enger wurde, sie haben von allen Seiten auf ihn eingeschlagen.“ Doch dann überraschte der wichtigste Zeuge, der im ersten Prozess gegen die sechs mutmaßlichen Schläger vor zwei Wochen nur auf den 19-jährigen U. gezeigt hatte. Nun ging sein Arm auch zu weiteren Angeklagten. „Der in der Mitte schlug dann einmal zu.“ Gemeint war Melih Y. Nur an einen der sechs Angeklagten könne er sich nicht erinnern, sagte C. Als ihm Polizisten kurz nach der Tat Fotos vorgelegt hatten, konnte er keinen der Männer identifizieren. „Die Konstellation ist dieselbe, nun sind Gesichter wiedergekommen“, erklärte er.

Gerhardt C., seit vielen Jahren auch der Freund der Schwester von Jonny K., war bei der Prügelattacke in der Nacht zum 14. Oktober am Alexanderplatz schwer verletzt worden. Onur U. hatte massiv auf ihn eingeprügelt. Zehn- bis zwölfmal, gab U. zu. C. erlitt mehrere Knochenbrüche, zwei davon im Gesicht. Es war ein Angriff wie aus dem Nichts. C. und Jonny K. kamen mit weiteren Freunden von einer Party. C. wollte einen Betrunkenen auf einem Stuhl absetzen. Onur U., der mit einer anderen Gruppe ebenfalls auf dem Heimweg war, soll den Stuhl weggezogen haben. Als Jonny K. fragte, was das soll, prügelte U. nach Aussage von Gerhardt C. sofort los.

Die Angeklagten, 19 bis 24 Jahre alt, haben zwar die Beteiligung an der Prügelei zugegeben, doch keiner will schuld am Tod von Jonny K. sein. Sie gaben einen Tritt oder einen Schlag zu, durch den der Schüler aber nicht gestürzt und keine Kopfverletzungen erlitten habe. Onur U., der als Hauptangeklagter gilt, will Jonny K. nicht einmal wahrgenommen und lediglich C. geschlagen haben. Die Verhandlung wird am kommenden Donnerstag fortgesetzt. Kerstin Gehrke

Kerstin Gehrke

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