Brandenburg: Deutschlands jüngste Busfahrerin Bianca Radetzki steuert ein 280-PS-Gefährt

Eberswalde - Bevor Bianca Radetzki auf ihre tägliche Fahrtour bei der Barnimer Busgesellschaft geht, stellt sie erst einmal den Fahrersitz nach oben. Gerade einmal 1,64 Meter groß ist die 18-jährige Frau aus Eberswalde, die im Januar ihren Führerschein für Busse erhielt und damit nach Angaben des Busunternehmens Deutschlands jüngste Busfahrerin ist. „Wenn ich das Fahrzeug von meinen männlichen Kollegen übernehme, ist der Sitz viel zu tief“, sagt sie mit einem Lächeln. „Ich fahre mit Leib und Seele Auto, interessiere mich für Motoren und habe wohl Benzin im Blut.“ Und damit es erst gar keine Fragen gibt, stellt sie klar: „Ich kann genauso gut Bus fahren wie Männer, bisher habe ich den Bus um jede Kurve gekriegt.“ Von ihren Fähigkeiten überzeugt, hatte sie sich vor zwei Jahren für die Ausbildung zur Busfahrerin entschieden. „Ich wollte unbedingt was mit Autos machen, am besten mit den Großen. Also habe ich mich für die Lehre zur Berufskraftfahrerin entschieden“, sagt Radetzki.

An den Beginn ihrer Ausbildung vor zwei Jahren kann sich Volkmar Pilz, Personalleiter der Barnimer Busgesellschaft, noch gut erinnern. „Bianca hat sich ganz regulär bei uns beworben und sich schließlich gegen 30 Mitbewerber durchgesetzt“, sagt er. Auffällig an Bianca sei deren Begeisterung für Technik. „Sie hat uns davon überzeugt, dass sie den Umgang mit Fahrzeugen liebt und auch ein gutes Verständnis für die Technik hat“, lobt Pilz. Er fügt an: „Bianca hat alle bisherigen Fahrprüfungen auf Anhieb bestanden, das hat man auch nicht alle Tage.“ Die junge Frau ist offenbar auch nach außen hin ein Gewinn für das Barnimer Unternehmen mit seinen 240 Beschäftigten. „Die Kunden reagieren überrascht und ausnahmslos positiv auf sie“, sagt Pilz.

Allerdings, ganz allein steuert Bianca Radetzki ihren zwölf Meter langen und 280 PS-starken Bus noch nicht über die Landstraßen des Barnim. Begleitet wird sie derzeit noch von Reinhard Lohse, einem Busfahrerkollegen. Der langjährige Kraftfahrer hilft Bianca in brenzligen Situationen und steht ihr mit Rat und Tipps zur Seite. Spätestens ab September geht es dann allein auf Tour. „Man wird mich wohl im ganz regulären Linienbusverkehr einsetzen“, sagt Radetzki. Ihre Ausbildung beenden wird sie jedoch regulär erst im Jahr 2010.

Für die Zeit danach hat sie bereits eine Zusage für einen Arbeitsplatz in dem Unternehmen. „Soviel Begeisterung müssen wir ja belohnen“, sagt Personalchef Pilz, der 140 Busfahrer, davon fünf Frauen, beschäftigt. Lediglich auf den Obussen wird er Bianca nicht einsetzen. Um im Notfall die Stromabnehmer selbst hochzuklappen, sei Bianca einfach zu klein, begründet er. Michael Klug

Michael Klug