BER-Skandal: Die Baubranche hatte schon lange Zweifel
Dass die Eröffnung des Flughafens am 3. Juni kaum zu schaffen sein wird, war auf der Baustelle in Schönefeld ein offenes Geheimnis. Nun ist das Ausmaß der wirtschaftlichen Konsequenzen noch nicht absehbar.
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Berlin - Die Baubranche hat schon länger an der Einhaltung des für den 3. Juni geplanten Eröffnungstermins des neuen Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg gezweifelt. Mitarbeiter von Firmen, die auf der Flughafenbaustelle in Schönefeld tätig seien, hätten schon seit einiger Zeit davon gesprochen, dass die Inbetriebnahme des Airports im Juni gefährdet sei, sagte der Präsident des Bauindustrieverbands Berlin-Brandenburg (BBB), Marcus Becker, am Donnerstag in Berlin.
Die eigentliche Frage sei aber, wer so einen enormen Zeitdruck aufgebaut habe, dass die Verantwortlichen erst kurz vor der geplanten Inbetriebnahme des Flughafens die Notbremse gezogen hätten. Die Eröffnung des Flughafens war am Dienstag wegen technischer Probleme auf einen noch unbestimmten Termin verschoben worden. Die Flughafengesellschaft will nach eigenen Angaben am Montag über die weiteren Schritte informieren.
Die erneute Verzögerung der Flughafeneröffnung sei für Berlin und Brandenburg eine sehr schwierige Situation, fügte Becker hinzu. Die wirtschaftlichen Konsequenzen seien desaströs, in ihrem gesamten Ausmaß aber noch nicht absehbar. Auf die Länder Berlin und Brandenburg kämen voraussichtlich hohe Regressforderungen zu, sagte Becker.
BBB-Hauptgeschäftsführer Axel Wunschel zeigte sich von der Verschiebung der Flughafeneröffnung „dann doch überrascht“. Es habe zwar berechtigte Zweifel an der rechtzeitigen Inbetriebnahme des Airports gegeben. „Als ich dann aber die Einladung zur offiziellen Eröffnung am 24. Mai erhielt, habe ich fest mit der Einhaltung des Termins gerechnet.“ Klar sei ihm aber gewesen, „dass das, was eröffnet wird, ein Provisorium ist“, betonte Wunschel. Die Arbeiten der Baufirmen am neuen Flughafen seien rechtzeitig abgeschlossen und von den zuständigen Behörden abgenommen worden. Die derzeitigen Probleme auf der Baustelle würden offenbar im Bereich der Haustechnik liegen.
Der Verbandschef rechnet indes nach eigenen Worten nicht damit, dass Investitionsvorhaben im Flughafenumfeld nun zurückgezogen werden. Allerdings würden sich Gewerbeansiedlungen nun verzögern, was den Baufirmen das Planen erschwere. Nach dem Auslaufen der Arbeiten von Baufirmen am neuen Flughafen würden ohnehin Anschlussaufträge fehlen. (dapd)
Michael Winckler
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