zum Hauptinhalt

Brandenburg: Die falsche Nummer Rätsel über geklaute 2790 Nummernschilder

Potsdam - Abmontiert sind Autokennzeichen schnell und unkompliziert. Zwei Schrauben lösen, das Schild aus seinem Plastikrahmen entfernen und schon hat man es in der Hand.

Stand:

Potsdam - Abmontiert sind Autokennzeichen schnell und unkompliziert. Zwei Schrauben lösen, das Schild aus seinem Plastikrahmen entfernen und schon hat man es in der Hand. In Brandenburg sind im vergangenen Jahr nach Polizeiangaben 2790 Nummernschilder gestohlen worden, etwa 200 Kennzeichen mehr als im Jahr zuvor.

Ein kleiner Teil der Diebstähle wurde aufgeklärt. Doch rund 85 Prozent bleiben ungelöst. „Der Täter wird meistens nicht auf frischer Tat ertappt“, sagt Karina Schulter vom Landeskriminalamt (LKA) Brandenburg. „Wir erwischen sie erst dann, wenn sie mit dem gestohlenen Kennzeichen Aufsehen erregen“. Das passiert jedoch nicht häufig.

Über den Grund für den Kennzeichenklau lässt sich nur spekulieren. So sollen vermehrt entwendete Nummernschilder bei Tankbetrug eingesetzt worden sein. Wer ohne zu bezahlen die Tankstelle verlässt, wird normalerweise durch das Kennzeichen per Videoüberwachung aufgenommen und entlarvt. Ist das Kennzeichen gestohlen, laufen die Ermittlungen zumeist ins Leere.

Nach Angaben des LKA konnten nur Einzelfälle festgestellt werden, dass Tankbetrüger gestohlene Kennzeichen benutzen. Es handele sich lediglich um eine naheliegende Erklärung für das Phänomen. Dies sieht auch Bärbel Cotte-Weiß vom Schutzbereichs Märkisch-Oderland so. Dort sind im vergangenen Jahr 202 Autokennzeichen abmontiert worden. „Dass die Kennzeichen gestohlen wurden, um anschließend an der Tankstelle kostenfrei tanken zu gehen, lässt sich aber in unserem Schutzbereich nicht beweisen“. Auszuschließen sei es aber auch nicht, meinte die Pressesprecherin.

Ebenfalls wird spekuliert, dass es möglich sei, mit gestohlenen Kennzeichen durch die vorgeschriebene Hauptuntersuchung zu kommen. „Das ist Quatsch“, sagte ein Mitarbeiter der Prüfstelle DEKRA. Bei der Pflichtuntersuchung von Fahrzeugen werde anhand der Papiere überprüft, auf wen der Wagen mit welchem Kennzeichen zugelassen ist. Ein falsches Nummernschild würde sofort auffallen.

Das LKA hat eine weitere Vermutung. Die Diebe könnten es auf die Plakette der Hauptuntersuchung abgesehen haben. Wird diese unbeschädigt entfernt und auf das Nummernschild des eigenen Wagens übertragen, lässt sich eine ordnungsgemäße Zulassung vortäuschen. Für diese Theorie spreche auch, dass die Plaketten der entwendeten Kennzeichen zumeist noch eine lange Gültigkeitsdauer von zwei bis drei Jahren hätten.

„Es ist davon auszugehen, dass durch die Täter entsprechende Fertigkeiten und Vorgehensweisen entwickelt wurden, um die aufgetragene Plakette schadlos vom Kennzeichen abzulösen und auf das eigene Nummernschild aufzubringen“, erläutert das LKA. Dies sei eindeutig Urkundenfälschung. Das Entwenden von Kennzeichen bereitet der Polizei kein wirkliches Kopfzerbrechen. Die Statistik zeige, dass weder Diebstahl noch missbräuchliche Verwendung ein kriminalpolizeilicher Schwerpunkt sei.

Marie-Luise Klose

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })