Von Peter Tiede: Die Frauenunion
Parteichefin Wanka schlägt Saskia Funck als neue Chefin der gespaltenen CDU-Landtagsfraktion vor
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Potsdam - Nun sollen’s also die Frauen wieder richten: Nachdem es in den vergangenen Jahren vor allem Männer waren, die in Brandenburgs CDU für Zank und Zwietracht sorgten, setzt die Partei nun auf weibliche Führungskräfte. Die neue Parteichefin Johanna Wanka schlug am Donnerstag die Landtagsabgeordnete Saskia Funck für das zweite wichtige Führungsamt der Landespartei vor: Die 40-Jährige aus Werder soll Chefin der tief gespaltenen Landtagsfraktion werden. Sie soll am kommenden Dienstag als Nachfolgerin von Thomas Lunacek gewählt werden. Der war, wie berichtet, aus Frust über mangelnden Rückhalt in der Parteispitze und einen aussichtslosen Listenplatz für die Landtagswahl am Dienstag zurückgetreten.
Funck, die Mitinhaberin einer Rohrleitungsbau-Firma ist, bekommt damit künftig etwa 10 000 Euro brutto monatlich an Abgeordnetendiäten und Fraktionschef-Zulagen und hat Anspruch auf einen Dienstwagen. Sie soll die Fraktion bis zur Konstituierung des neuen Landtages nach der Parlamentswahl im September führen.
Dass die Wahl Wankas auf Funck gefallen ist, ist wenig überraschend, aber gilt als deutlicher Fingerzeig für den weiteren Karriereweg der Finanzexpertin in der märkischen CDU. Als Fraktionschefin säße sie zum einen mit am Tisch bei Koalitionsverhandlungen nach der Landtagswahl. Zum anderen gilt es in der Partei als ausgemacht, dass die Werderanerin bei einer Neuauflage der SPD/CDU-Koalition einen Ministerposten übernimmt (Finanzen) bzw. die Fraktion führt. Sollte die CDU nicht wieder mitregieren dürfen, stünde der Fraktionsführungsposten zwar Parteichefin und CDU-Spitzenkandidatin Wanka zu – doch gilt es als ungewiss, ob Wanka den Job als Oppositionsführerin auch machen will. „Über die Zeit nach dem Wahltag entscheiden wir nach dem Wahltag“, sagte sie gestern
Wanka und Funck, die den CDU-Kreisverband Potsdam-Mittelmark führt – den mit 800 Mitgliedern stärksten in Brandenburg –, gehen nach eigenen Worten zunächst einmal davon aus, dass die Fraktion mehrheitlich für Funck stimmen wird. Und das, obwohl Funck zum einstigen Lager um Parteivize Sven Petke gehört.
Die Fraktion hingegen stand während der jahrelangen Feden und Kleinkriege mehrheitlich auf der Seite des einstigen Parteichefs Ulrich Junghanns und bis zum Schluss hinter Fraktionschef Lunacek. Pikant an der gegenwärtigen Lage: Ausgerechnet die Junghanns-Anhänger in der Fraktion hatten Funck einst den Job als parlamentarische Geschäftsführerin, den sie von 2004 bis 2007 inne hatte, weggenommen – nach der Wahl von Junghanns zum Parteichef war Funck von jenen ausgebootet worden, die sie nun wählen sollen.
In der Fraktion zeichnete sich gestern dennoch zumindest eine Mehrheit für Funck ab. Allerdings erst, nachdem Wanka mehrfach Abgeordnete in Zweiergesprächen ins Gebet genommen hatte – darunter Dieter Helm, der am Mittwoch heftig gegen Parteivize Petke geschossen und diesen als disziplinlosen und faulen Abgeordneten bezeichnet hatte. Nur mit Mühe konnte Wanka offenbar unterbinden, dass noch andere Abgeordnete, die nicht mehr dem nächsten Landtag angehören werden, ebenfalls öffentlich gegen Petke Position bezogen. Fraktionsintern hieß es, viele Abgeordnete hätten Helms Äußerungen mit diebischer Freude zur Kenntnis genommen.
Die weitgehend entmachteten Junghanns-Unterstützer machten sich gestern nur noch zaghaft Mut in der Fraktion. Vielleicht könne man ja „an dem einen oder anderen Punkt“ Funck für sich einspannen und gegen Petke in Position bringen. „Die braucht uns ja dann als Fraktionschefin und gewählt werden will sie auch erst einmal“, so ein Abgeordneter. Funck selbst sagte gestern auf Nachfrage ihr reiche es zunächst, wenn sie eine Mehrheit bekomme. Es müsse keine überwältigende sein: „Ich halte es da mit Konrad Adenauer: gewählt ist gewählt.“ Im übrigen traue sie sich zu, die Spaltung der Fraktion zu überwinden.
Einen Gegenkandidaten jedenfalls hat sie nicht zu fürchten: Die Junghanns/Lunacek-Freunde in der Fraktion sind auf der Suche nach einem Gegenkandidaten gescheitert. Der von Parteifreunden gefragte Abgeordnete Dierk Homeyer aus Märkisch-Oderland habe abgesagt, hieß es. Er könne „aus privatwirtschaftlichen Gründen nicht“, sagte ein Abgeordneter. Homeyer habe keine Zeit: „Der baut doch gerade ein Fitnessstudio auf.“
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