
© Marc Röhlig
McDonald's: Die McCurrywurst auf dem Prüfstand
Eine Wurst die isst man nicht, die muss man werden – McDonald’s tischt nun daher erstmals Currywurst auf. Unser Restaurantkritiker Bernd Matthies hat zugebissen - und die Wurst im Video auf Aussehen, Geschmack und "Berliner Charme" getestet.
Stand:
Der Start am Valentinstag dürfte eher ein Zufall sein, denn romantische Anflüge sind der Currywurst fremd. Oder ob es mit dem Beginn der Fastenzeit zu tun haben könnte? McDonald’s hat am gestrigen Donnerstag die Saison eröffnet, nennt das neue Produkt, natürlich, „McCurrywurst“ und vertreibt es flächendeckend über ganz Deutschland – als Saisonartikel für sechs Wochen.
13 Uhr, Potsdamer Platz: Die Filiale ist voll, Berlinale-Andrang an allen Kassen. Allerdings ist weit und breit niemand zu sehen, der den Neuzugang probieren möchte, und auch dem Mann an der Kasse fehlt offensichtlich die Abwicklungsroutine.
Er tippt ein, dreht sich grübelnd zur Werbung um, storniert, tippt wieder ein. „Mild oder scharf?“ fragt er dann, scharf natürlich, was sonst. 2,99 Euro sind dafür einschließlich Brötchen fällig, eine gewagte Ansage auf dem Berliner Markt, wo selbst an feinsten Adressen allenfalls zweifuffzig aufgerufen werden; immerhin sind dann auch beheizter Sitzplatz und Toilette inklusive, im Winter ein echter Bonus.
Das Kaiserbrötchen kommt in der Tüte, die Wurst im Pappkarton. Drinnen ist viel Platz übrig, die kleinen Wurststücke kullern verloren im Rechteck herum, vom planlos draufgesemmelten Ketchup nur notdürftig befestigt. Törnt voll ab, Leute.
Die Wurst selbst stammt bekanntlich aus der Nürnberger Fabrik von Uli Hoeneß, und sie hat auch etwa die Struktur einer fein gekutterten Rostbratwurst. Drumherum finden sich Spuren einer Pelle, der Gesamtcharakter ist aber eher „ohne Darm“ und hat mit der in Berlin üblichen strammen Wicklung nichts gemein, Röstaromen sind nicht zu spüren.
Am Ketchup dürften sich die Currygeister endgültig scheiden. Er hat kaum fruchtigen Tomatenpüree-Charakter, ist eher eine glatte Gewürzsauce, und die versprochene Schärfe tritt zwar hervor, fällt aber sehr verhalten aus. Die Variante „mild“ ist dann vermutlich nur noch schlaff. Die Konsistenz des Ketchups reicht grad so aus, um an den Wurststücken haften zu bleiben, und es ergibt sich ein konturlos süßliches Mundgefühl. Gegen das Brötchen gibt es wenig einzuwenden, die Kruste ist hell und knusprig, staubt aber merklich im Mund, das Innere glänzt mit frisch-saftigem Hefecharakter. Zack, aus, vorbei.
Das war’s jetzt? Hat kaum das Hinsetzen gelohnt. Kultivierte Genießer werden zweifellos das sogenannte Menü wählen, das auch Pommes und ein Getränk umfasst und 4,99 Euro kostet – das hält etwas länger vor und entspricht eher der berlinüblichen Kalkulation. Vermutlich kann McDonald’s auch nur in dieser Kombi nennenswerte Umsätze erzielen. Die schlichte Wurst mit Brötchen aber ist überteuert und charakterlos. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht so charmant, dass sich auch nur ein einziger deutscher Wurstbudenbesitzer Sorgen machen müsste. Und auch die currysüchtigen Tatort-Kommissare steigen garantiert nicht drauf um – da kann Mario Barth lange werben.
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