Brandenburg: Die Mischung macht’s
Dual studieren liegt im Trend, digitales Lernen ebenfalls. Warum also nicht beides verbinden?
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Man kombiniere zwei erfolgreiche Bildungstrends und mache daraus eine neue Studienform: Das dachte sich die Private Hochschule Göttingen (PFH) und ersann mit ihrem Programm „digitual“ ein duales Fernstudienangebot. Seit rund sechs Monaten können Studierende an der niedersächsischen Hochschule mit virtuellem Campus berufsbegleitend akademische Abschlüsse erwerben. Zur Auswahl stehen ein Bachelor in Betriebswirtschaftslehre sowie ein Master in Advanced Management.
„Zurzeit gibt es bei der Fort- und Weiterbildung zwei Erfolgsmodelle“, sagt Bernt R. A. Sierke, Initiator von „digitual“. „Immer mehr Menschen studieren dual, weil Theorie und Praxis dabei optimal verzahnt werden und die Studierenden anschließend passgenau ausgebildet sind. Und zweitens: Die Digitalisierung der Arbeitswelt schreitet immer weiter voran – digitales Lernen eingeschlossen.“
In einer aktuellen Mittelstandsstudie haben der Professor für Betriebswirtschaft und seine Kollegen allerdings herausgefunden: So beliebt duale Studiengänge bei den Unternehmen sind, so lästig sind die Ausfallzeiten der Studierenden, die in der Regel alle drei Monate zwischen Betrieb und Hochschule hin und her wechseln – ein Problem, für das E-Learning die Lösung sein könnte.
Kristina Gepfner und ihr Arbeitgeber, der Gebäudedienstleister Piepenbrock, probieren es aus. Nach ihrer Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement wollte die 23-Jährige ohnehin noch ein Studium draufsetzen. Zeitgleich wurde ihr Chef, der Göttinger Niederlassungsleiter Hans-Otto Büttner, auf das „digitual“-Programm der PFH aufmerksam. Anfang April startete Gepfner im Bachelorstudiengang – und weiß bereits jetzt die Flexibilität zu schätzen, die E-Learning bietet. „Als die Einführungsveranstaltung stattfand, war ich zum Beispiel gerade mit meiner Familie auf dem Flohmarkt. Da konnte ich mich wunderbar ins Auto setzen, einloggen und teilnehmen“, erzählt die junge Frau.
Die Lernformen sind vielfältig und reichen von Webinaren und Lernvideos über Onlinetests bis zu digitalem Brain- storming und der Arbeit in virtuellen Kleingruppen. Auch klassische Fernlernbriefe gehören dazu. Damit ihr genug Zeit fürs Lernen bleibt, hat Kristina Gepfner mit ihrem Arbeitgeber eine 30-Stunden-Woche vereinbart: Der Freitag ist ihr Studientag, von Montag bis Donnerstag ist sie im Unternehmen einsetzbar.
Piepenbrock hat bereits Erfahrung mit der Fort- und Weiterbildung seiner rund 27 000 Mitarbeiter, betreibt eine eigene Akademie in Osnabrück. Das digitale duale Studium sieht Niederlassungsleiter Hans-Otto Büttner als Möglichkeit, „gute Beschäftigte aus dem Haus heraus zu generieren. Beide Seiten haben etwas davon“, sagt er. Der Betrieb ist dabei neben der Hochschule der zweite Lernort – und für den Erwerb von 30 der insgesamt 210 Credits im Rahmen des Studiums verantwortlich. Das könne auf verschiedene Weise geschehen, erklärt Bernt R. A. Sierke, „zum Beispiel, indem die Studierenden projektweise in unterschiedlichen Abteilungen arbeiten und dabei sogenannte Praxisreflexionen anfertigen“.
Das „digituale“ Studienangebot sei gerade für Unternehmen im ländlichen Raum eine spannende Option, findet Sierke. Denn für sie ist es mangels Hochschule in der Nähe oft schwierig, duale Studierende aufzunehmen. Zu den bisher rund 20 Partnern der PFH gehören die unterschiedlichsten Unternehmen – vom weltweit tätigen Prothesenhersteller Otto Bock bis zu den Mecklenburger Backstuben in Waren an der Müritz.
Digital und dual studieren – diese Möglichkeit bieten auch einige andere Hochschulen. Interessenten sollten jedoch auf die Details achten. So wird bei dualen Studiengängen zum Beispiel zwischen praxisintegrierten und ausbildungsintegrierten Varianten unterschieden. Während das Göttinger Angebot zu ersteren gehört – viel Praxis plus Hochschulabschluss – durchlaufen Studierend bei letzteren zusätzlich eine Berufsausbildung. Entsprechende Angebote gibt es zum Beispiel an der Hamburger Fern-Hochschule (HFH). Sie reichen vom Kaufmann für Büro-, Handels- oder Industriemanagement über den Bereich Logistik bis hin zu Logopädie, Pflege und Physiotherapie.
Über die Studienangebote der PFH kann man sich online unter pfh.de informieren. Das Bachelorstudium kostet pro Monat rund 290 Euro, der Master 448 Euro. Viele Partnerunternehmen übernehmen ganz oder teilweise die Studiengebühren für ihre Mitarbeiter.
Das Angebot der HFH findet man im Internet unter hfh-berlin.de
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