Brandenburg: Die Ordnungshüter auf den Spreewälder Fließen
Kein Polizist in Brandenburg wird so oft fotografiert – trotzdem sind sie nicht nur eine Touristenattraktion
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Kein Polizist in Brandenburg wird so oft fotografiert – trotzdem sind sie nicht nur eine Touristenattraktion Von Susann Fischer Lübbenau - Bettina Goll hat ihren Traumberuf gefunden. Die 30-Jährige sitzt in einem Kahn auf einem der zahlreichen Fließe im Spreewald. Vor ihr liegt ein Funkgerät. Mit diesem hält sie Kontakt zu ihren Kollegen an Land. Bettina Goll ist Wasserschutzpolizistin. Zwar kann die zierliche Polizeikommissarin nicht selbst staken. Doch gibt es dafür genügend Kollegen. Einer von ihnen ist Reinhard Biela. Der 50-Jährige hat schon als Jugendlicher gelernt, wie man den Kahn durch die kurvenreichen und engen Fließe manövriert. Heute erntet der sportliche Polizeihauptmeister mit dem Rudel in der Hand staunende Blicke. Die Kahn fahrenden Wasserschutzpolizisten sind eine Touristenattraktion im Spreewald. Kein Polizist in Brandenburg wird so oft fotografiert, wie die Beamten der Wasserschutzpolizeiwache Lübbenau. Meistens müssen die Gäste in den anderen Kähnen auch zwei Mal hinsehen. Denn Wasserschutzpolizisten wie Biela und Goll tragen andere Uniformen als die Beamten auf der Straße. Im weißen Hemd und mit blauer Hose gleicht ihre Uniform eher der eines Matrosen. Lediglich ganz vorn am Kahn steht „Polizei“ dran. Diesen Hinweis übersieht man jedoch meist. Biela und Goll gleiten mit ihrem Kahn leise über das Wasser. Sie kontrollieren vor allem das Geschehen rund um das Touristenzentrum Lübbenau mit den Ortsteilen Lehde und Leipe. Das Areal gehört zum Biosphärenreservat Spreewald und verdient deshalb besondere Aufmerksamkeit. Wild Zelten oder gar Feuer entzünden ist hier streng verboten. Wer erwischt wird, zahlt bis zu 100 Euro Strafe. „Dafür hätten sie sich dann auch ein Hotelzimmer nehmen können“, stellt Biela fest. Die beiden Polizisten achten auch darauf, dass die Wassersportler die Schilder am Ufer beachten. Einige Fließe sind beispielsweise für Paddler tabu. Andere Fließe dürfen nur in eine Richtung durchfahren werden. Das sind in der Regel enge Teilstücke, auf denen nicht genügend Platz für Gegenverkehr ist. Wenn ein Paddler das Einbahn-Schild missachtet, kann das fünf Euro kosten. „Das ist human“, sagt Biela. Auf einer Bundeswasserstraße wäre eine solches Vergehen bis zu 30 Euro teuer. Bei kleineren Verstößen gegen Recht und Ordnung bleibt es jedoch häufig bei einer Ermahnung, sagt Bettina Goll. Schließlich lebt der Spreewald in erster Linie vom Tourismus. „Auf das Miteinander kommt es an“, betont Biela und winkt den Gästen eines entgegenkommenden Kahns zu. Die Kameras werden gezückt. Da die Uhren in der Naturidylle langsamer ticken, bleibt immer Zeit für ein Foto. So ruhig wie an diesem sonnigen Sommertag ist es allerdings nicht überall im Spreewald. Deshalb sind Biela und Goll nur ab und an mal mit dem Kahn unterwegs. Das Gefährt, das nur durch Muskelkraft fortbewegt wird, ist einfach zu langsam. Im Notfall oder zur Kontrolle der entfernteren Wasserstraßen nehmen die Wasserschutzpolizisten das Motorboot. Die Polizisten und die Landwirte sind die einzigen, die im Biosphärenreservat den Motor anwerfen dürfen. Außerdem sind die Polizisten der Wache in Lübbenau auch für die Straßen verantwortlich. Die rund 20 Beamten sind im Wechsel mit dem Auto, dem Boot oder auch dem Fahrrad auf Streife unterwegs. Im Sommer, wenn im Spreewald Hochsaison ist, dauern die Schichten meist zwölf Stunden. Wie alle anderen Polizisten werden die Lübbenauer Beamten zu Verkehrsunfällen gerufen und bei Einbrüchen oder Überfällen alarmiert. Da kommt eine Kahnfahrt hin und wieder sehr gelegen. Denn auf dem Wasser geht es meistens etwas ruhiger zu. Biela und Goll kontrollieren unter anderem die Fährmänner. Die rund 400 Männer und Frauen, die die Gäste durch den Spreewald schippern, brauchen besondere Befähigungsnachweise. Diese werden regelmäßig kontrolliert. Auch müssen die Kähne zum TÜV, die Polizisten achten auf die Plaketten. „Ansonsten machen wir hier auch ein wenig Öffentlichkeitsarbeit für die Polizei“, sagt Biela. Schließlich kommt es nicht überall vor, dass sich die Beamten der Umgebung anpassen und sich auf traditionelle Art per Kahn fortbewegen. „Das ist gut für das Image“, sagt Biela und lächelt in die nächste Kamera.
Susann Fischer
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