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TOURISMUS: Die Polen kommen
Brandenburgs östliche Nachbarn haben die Niederländer als Spitzengruppe ausländischer Gäste abgelöst. 2011 kamen rund 49 500 Polen in die Mark:
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Brand/Potsdam - Niederländer campen, Dänen spielen gerne Golf und Polen gehen baden – besonders gerne offenbar unter Palmen im Land Brandenburg. Im künstlichen Tropenparadies Tropical Island in Brand (Dahme-Spreewald) hat die Zahl polnischer Besucher in den vergangenen Jahren nach eigenen Angaben deutlich zugenommen. Zwischen zehn und 15 Prozent der Gäste kämen von jenseits der Oder. Den Nachbarn wird einiges geboten: eine Internetseite, die auch in Polnisch abrufbar ist, Speisekarten und Hinweisschilder in polnischer Sprache und mehrsprachige Mitarbeiter. Aber auch in anderen Gebieten Brandenburgs scheinen sich reiselustige Polen immer wohler zu fühlen. Erstmals haben sie die Niederländer als Spitzengruppe ausländischer Gäste im Land verdrängt. Im vergangenen Jahr kamen 49 505 Polen zum Urlaub machen nach Brandenburg – 21 Prozent mehr als 2010.
Nach Einschätzung der Tourismus Marketing Brandenburg (TMB) GmbH ziehen bei den Polen neben Tropical Island vor allem die Themen Wellness, Shopping und Kultur. Zuwächse polnischer Besucher meldeten etwa die Uckermärkischen Bühnen Schwedt, die Spreewaldtherme in Burg oder die Einkaufscenter entlang der Grenze, heißt es bei der Tourismusvermarktungsgesellschaft des Landes. Die Erfahrung zeige, dass es sich auch wirtschaftlich auszahle, Angebote in Polnisch zu präsentieren, meint TMB-Chef Dieter Hütte. „Dort wo etwa Speisekarten auch in polnischer Sprache angeboten werden, steigen sofort die Umsätze, weil die polnischen Gäste plötzlich auch hochpreisigere Gerichte bestellen“, berichtet Hütte. Dieses Potenzial werde von einem wachsenden Teil der Tourismusanbieter im Land erkannt. Allerdings bedeute das Drucken neuer Prospekte und Speisekarten für die Anbieter zuerst vor allem steigende Kosten, heißt es bei der TMB.
Bei der Gesamtzahl der Übernachtungen ausländischer Gäste machen die Polen mit 114 713 gebuchten Nächten nach Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg mittlerweile 15 Prozent aus. Gegenüber 2006 ist die Zahl der polnischen Buchungen laut der TMB sogar um knapp 94 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeitraum nahm die Zahl der Übernachtungen von Schweizern um 58,7 Prozent und die Österreichern um 41,9 Prozent zu.
Insgesamt stieg die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland im vergangenen Jahr um 1,1 Prozent ist aber im Verhältnis zu allen Buchungen weiterhin gering. 93 Prozent der Übernachtungen entfallen auf deutsche Touristen. Bei den von Ausländern gebuchten Nächten lagen die Niederländer mit einem Anteil von 14,7 Prozent knapp unter den Polen. Auf dem dritten Platz landen die Dänen. Sie buchten im vergangenen Jahr 55 261 Übernachtungen; immerhin knapp 22 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. „Bei den Dänen ist Golf eines der Hauptthemen“, berichtet Brandenburgs oberster Tourismusvermarkter. Leicht rückläufig dagegen ist die Zahl der ausländischen Gäste. Insgesamt kamen 700 weniger. Aus Hüttes Sicht ist dieser Rückgang jedoch zu vernachlässigen.
Sorgen dagegen bereitet Hütte der Preisdruck durch den Berliner Hotelmarkt. Dort seien die Bettenkapazitäten stark gestiegen. Niederländer seien nicht nur für ihre Vorliebe für das Camping bekannt, sondern seien auch „sehr preissensibel“, meint der TMB-Geschäftsführer. „Eine Befragung von Betrieben hat gezeigt, dass viele Niederländer jetzt eher in Berlin übernachten. Unsere Betriebe aber wollen den Preiskampf nicht mitmachen.“
Für das laufende Jahr rechnet Dieter Hütte einer insgesamt steigenden nachfrage auch aus dem Ausland. Das Interesse etwa an den Veranstaltungen zum 300. Geburtstag des Alten Fritz sei riesig, sagt der TMB-Chef. „Man hat erkannt, dass es keine bloße Huldigung ist, sondern das Programm eine entspannte Auseinandersetzung mit dem Thema bietet.“
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