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Berlin: Kinder krimineller Clans aus Familien nehmen?

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Berlin - Sie handeln im großen Stil mit Drogen, sprengen Banken und überfallen auch mal mitten im Weihnachtsgeschäft das größte Kaufhaus Deutschlands: Die Mitglieder von „arabischstämmigen Gruppierungen im Bereich der Organisierten Kriminalität“, im Volksmund auch „Araber-Clans“ genannt. Viele beginnen ihre kriminelle Karriere im Kindesalter und setzen sie als Erwachsene fort. Der Innenpolitiker Tom Schreiber (SPD) will diesen Kreislauf durchbrechen: Er schlägt vor, die Kinder bekannter arabischstämmiger Krimineller im Zweifel unter staatliche Obhut zu stellen.

„Kann der Staat es zulassen, dass Kinder in diesen kriminellen Strukturen aufwachsen und sozialisiert werden?“, fragt Schreiber. Viele jugendliche Schwellen- und Intensivtäter kämen aus den Reihen der arabischen Familien, die Eltern würden Richtern und Sozialarbeitern mit Häme begegnen, meint Schreiber. Das Kindeswohl sei in Gefahr. „Hier geht es um die Fürsorgepflicht des Staates, die Jugendhilfe darf mit dem Problem nicht allein gelassen werden.“ Laut Schreiber könnte die Inobhutnahme der Kinder krimineller Familien ein „Instrument sein, das sehr wehtut“. Ein weiteres, sagt Schreiber, sei die konsequente Abschöpfung illegal erworbenen Vermögens.

Die Inobhutnahme ist das letzte Mittel des Staates, um Kindeswohlgefährdung abzuwenden. Zunächst müssen alle anderen Mittel, wie Gespräche zwischen Jugendamt und Eltern, ausgeschöpft sein. Ändert sich danach nichts oder zeigt die Familie keine Kooperationsbereitschaft, wird ein Familiengericht hinzugezogen. Dieses kann eine Inobhutnahme anordnen. „Die Herausnahme eines Kindes aus seiner Familie hat immer den Charakter einer Ultima Ratio“, sagt Ilja Koschembar, Sprecher der Senatsjugendverwaltung. Nur bei akuter Gefährdung des Kindeswohls könne so verfahren werden. Bei konkreten Erkenntnissen über eine Gefährdung werde man den Jugendlichen „Bedingungen für ein gesundes Aufwachsen jenseits ihrer Familie“ bieten.

„In den Familienstrukturen wird den Kindern kein straffreies Leben ermöglicht“, sagt Neuköllns Jugendstadtrat Falcko Liecke (CDU). Er strebt einen Dialog mit den Familienpatriarchen an. Katrin Möller, jugendpolitische Sprecherin der Linken im Abgeordnetenhaus, sieht Schreibers Vorschlag kritischer. Kinder seien kein „Druckpunkt“, um ihren kriminellen Vätern zu begegnen. Timo Kather/Pascale Müller

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