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Brandenburg: „Die Wälder müssen sauber gehalten werden“

Teltow-Flämings Kreisbrandmeister Gerd Heine über den großen Waldbrand bei Baruth/Mark

Stand:

Herr Heine, am Dienstag haben Sie das verbrannte Waldgebiet in Radeland bei Baruth dem Eigentümer übergeben. Jetzt sollen Forstarbeiter die Brandwache übernehmen. Kann das Feuer wieder ausbrechen?

Schon möglich, dann kann es aber wahrscheinlich auch ohne unsere Hilfe wieder gelöscht werden. Der Eigentümer stellt jetzt überall Wasserfässer auf und organisiert Leute, die die Brandstelle bewachen. Wir empfehlen, die Lage mindestens noch 24 Stunden zu beobachten. Zwar ist das Oberflächenholz weggebrannt, doch ob auch unter der Erde alles gelöscht ist, kann man nur schwer sagen. Die Baumstümpfe bleiben ja in der Erde und brennen meist am längsten. Dabei kann sich die Glut über die Wurzeln auch unter die Humusschicht fressen.

Unmittelbar in der Nähe befindet sich eine sogenannte Verdichterstation der Erdgasleitung Opal. Wie groß war die Gefahr?

Eigentlich bestand gar keine Gefahr. Der Verdichter war gut anderthalb Kilometer Luftlinie entfernt. Viel größer war die Gefahr, dass die Flammen auf Wohnhäuser übergreifen. Der Abstand zum nächsten Gebäude, eine Art Wochenendbungalow, betrug nur rund 200 Meter.

Das Gebiet gilt als extrem mit Altmunition belastet. In der Nähe fand eine der letzten Schlachten des Zweiten Weltkriegs statt. Wie hat das die Löscharbeiten behindert?

Wenn wir in dem Gebiet keine alte Munition gefunden hätten, wäre der Brand in einer Stunde gelöscht gewesen. Immer wieder kam es zu kleineren und größeren Explosionen. Allein am ersten Tag haben Kameraden mehr als 20 Detonationen gezählt, davon acht große. Ich selbst war am Sonntag vor Ort, habe aber keine Explosionen gehört. Bei den Löscharbeiten haben wir uns ausschließlich an das Wegesystem gehalten, dass der Waldbesitzer angelegt hatte. Die entsprechenden Bereiche wurden ja zuvor beräumt.

Zum Einsatz kam auch ein Löschpanzer. Gehört der zur Feuerwehr?

Nein, der gehört einer Firma in Sachsen-Anhalt. Nach Auswertung vergangenen Waldbrände hatten wir uns dazu entschlossen, den Löschpanzer für längere Zeit zu mieten. Im Juni wurde er nach Jüterbog gebracht und bleibt bis zum Ende der Waldbrandsaison im September bei uns. Der Brand in Radeland war der erste Einsatz. Der Panzer hat sich sich auf jeden Fall bewährt. Damit kann man auch mal in so einem Gebiet eine Schneise entlangfahren. Wenn dann mal etwas explodiert, passiert nichts. Teltow-Fläming ist immerhin der Kreis mit den meisten Munitionsverdachtsflächen in Deutschland. Von unseren 82 000 Hektar Wald gelten etwa 50 000 Hektar als belastet.

In der Vergangenheit gab es im Kreis immer wieder große Waldbrände – wie 2010 bei Jüterbog. Gibt es derzeit weitere Brände?

Nein, aber am Montag hatten wir außer dem in Radeland noch acht kleinere Brände. Wegen der Trockenheit ist die Situation so angespannt, dass sich aus jeder weggeworfenen Zigarette sofort ein Brand entwickelt.

Trotz des Waldumbaus, also der Bemühung des Landes, mehr Laubbäume zu pflanzen, überwiegt nach wie vor die Kiefer. Welche Bedeutung hat das für die Waldbrandgefahr?

Auch bei Radeland besteht der Wald fast nur aus Kiefern. Das ist das Holz, das am schnellsten brennt. Das hat aber auch seine Vorteile, wenn es mal gebrannt hat. Die Kiefern gehen nicht gleich ein. Viel wichtiger ist es, dass die Wälder sauber gehalten werden. Das heißt, wenn Holz geerntet wird, müssen auch die Reste aufgesammelt werden. Das sehen die Naturschützer natürlich anders. Aber man bekommt einen Brand nun mal schwerer aus, wenn zusätzliches brennbares Material rumliegt.

Seit Wochen hat es nicht mehr geregnet. Wird das Wasser nicht langsam knapp?

Eigentlich nicht. Im Radeländer Forst zum Beispiel hatte die Gemeinde bereits zuvor überall Löschwasserentnahmestellen einreichtet. Da gab es jedenfalls keine Probleme. An den Teichen mag der Wasserstand vielleicht gefallen sein, eine Rolle spielt das für uns aber nicht.

Wie viele Feuerwehrleute waren rund um Radeland im Einsatz, wie viele davon gehören einer freiwilligen Feuerwehr an?

Wir haben ausschließlich ehrenamtliche Kräfte eingesetzt. Insgesamt 200. Eine Berufsfeuerwehr gibt es bei uns gar nicht. Allen Helfern möchte ich hier noch mal einen herzlichen Dank aussprechen.

Die Freiwilligen haben meist auch einen regulären Beruf. Gibt es da nicht manchmal Probleme mit den Arbeitgebern?

In Radeland haben wir die Kräfte ständig abgelöst. Meist geben die Firmen ihren Mitarbeitern frei, stellen aber dem Träger des Brandschutzes die Lohnfortzahlung in Rechnung. Manche Firmen lassen ihre Mitarbeiter aber auch nicht gehen. Ich kann das durchaus verstehen. Wenn Sie einen Betrieb hätten und am Fließband würde ständig jemand fehlen, wären Sie darüber auch nicht glücklich.

Das Interview führte Matthias Matern

Gerd Heine (57) ist seit 1994 Kreisbrandmeister im Landkreis Teltow-Fläming. In der DDR hat Heine in der Nähe von Magdeburg ein Studium zum Brandschutzingenieur absolviert.

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