Brandenburg: Diskretion adé
Kempinski streitet mit Fundus über Rechnungen und den Hotel-Namen Adlon
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Berlin - Für die auf Stil und Diskretion eingeschworenen Spitzenhoteliers ist es ein Eklat: Kempinski kündigt den Pachtvertrag mit den Eigentümern des Grand Hotels Heiligendamm an der Ostsee fristlos. In dem Streit geht es um offene Rechnungen in Millionenhöhe, Missmanagement und ausstehende Investitionen. Und um die Verwendung des Namens „Adlon“ – unter dem Kempinski das berühmte deutsche Luxushotel am Pariser Platz in Berlin führt.
„Kempinski ist einer Kündigung durch die Gesellschafter des Grand Hotels Heiligendamm zuvorgekommen“, sagt Anno August Jagdfeld. Der Chef der Firma Fundus aus Düren hat mit dem Geld privater Anleger 800 Immobilien für fünf Milliarden Euro errichtet. Zu den bekanntesten zählen das Grand Hotel Heiligendamm und das Berliner Adlon. Bei beiden Häusern ging Jagdfeld eine Allianz mit Kempinski ein.
Im Fall von Heiligendamm spricht man nur noch vor Gericht miteinander.
Zur Eskalation kam es Jagdfeld zufolge, weil das Hotel am Ostseestrand schlecht geführt wurde. Bei Kempinski heißt es dagegen: „Fundus hat in Heiligendamm nicht so investiert wie vertraglich zugesichert“, sagt Sprecherin Judith Haid. Da seien die Villen, die am Ufer neben dem strahlend weißen Grand Hotel verwittern – kein schöner Anblick für die Gäste. Auch ein großer Wellness-Bereich fehle und ein Tennisplatz. „Dabei sind solche Angebote gerade im Winter wichtig, wo den Gästen Abwechselung in der Anlage geboten werden muss“, sagt Haid.
Die Managerin erklärt mit diesen Versäumnissen die für Kempinski unübliche Belegung des Hotels. Etwa die Hälfte der Zimmer blieben leer. Jagdfeld spricht von einer Belegung von um vierzig Prozent.
Der geringe Umsatz enttäuscht auch die Anleger, die Geld für den Bau des Hotels gaben. Daher kommt Jagdfeld die Kündigung gerade recht: „Kempinski hat in sechs Jahren keine schwarzen Zahlen erzielt, deshalb musste sich etwas ändern“, sagt er. Er habe ein neues Management eingesetzt und die Eigentümerin des Hauses, die Grand Hotel GmbH & Co KG, führe das Hotel in eigener Regie. Kempinski kontert: Jagdfeld habe den bisherigen Manager selbst ausgewählt statt eines der von Kempinski vorgeschlagenen Hoteliers. Deshalb „konnten wir das Haus nie so führen, dass Service und Stil unserem Namen gerecht werden“, sagt Haid.
Jagdfeld könnte beim Neustart in Heiligendamm auf den zugkräftigen Namen „Adlon“ setzen. Er hat eine „Adlon-Holding“ gegründet, die im Internet als „Eigentümervertretung für das Hotelportfolio der Fundus-Gruppe“ steht. Neben dem Grand Hotel Heiligendamm gehören das Sofitel in Aachen und das Steigenberger-Hotel in Zingst dazu. Es gibt eine „Adlon-Collection Lifestyle“, zu der die „Ma-Restaurants im Herzen von Berlin“ gehören. Außerdem gibt es die „Adlon-Collection Classics“, unter der eine Weinhandlung am Hotel firmiert.
Von „Vertragsbruch“ spricht Kempinski auch hier und zieht vor das Berliner Landgericht: „„Fundus und ihre Pläne stehen im Widerspruch zu allen vorherigen Diskussionen und vertraglichen Verpflichtungen zwischen der Adlon-Familie, der Kempinski AG und Fundus“, wird Adlon-Erbe Percy zitiert – eine Klage gegen Jagdfelds Pläne sei eingereicht. Jagdfeld dagegen sagt, er habe die Rechte an dem Namen wirksam erworben.
Die nächste Volte in dem Streit könnte das Adlon selbst betreffen. Während Kempinski die Umsätze im Haus am Pariser Platz als Erfolg verbucht, ist für Jagdfeld damit „gerade mal die Miete verdient“. Der Vertrag läuft bis zum Jahr 2016 – falls keine fristlose Kündigung eingeht. Ralf Schönball
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