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Brandenburg: Dramatischer Mangel an Rettungsschwimmern

Das wasserreiche Brandenburg bräuchte mindestens 10 000 Lebensretter – hat aber nur 1700

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Potsdam - Einen „dramatischen Mangel“ an Rettungsschwimmern im wasserreichen Brandenburg hat die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) beklagt. „Wir bräuchten für eine flächendeckende Versorgung rund 10 000 Rettungsschwimmer, haben aber nur insgesamt etwa 1700“, sagte der Leiter Einsatz, Jens Serbser, in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa. Nach seinen Angaben ertranken im vergangenen Jahr 38 Menschen in märkischen Gewässern. „Ein Drittel könnte vielleicht noch leben – gäbe es überall genug Rettungsschwimmer“.

Ein Grund für die Lage sei die Schließung von Schwimmbädern, wodurch die Ausbildungsmöglichkeiten immer schlechter würden. „Außerdem gehen viele Jugendliche wegen fehlender Arbeits- und Ausbildungsplätze in andere Bundesländer und – was sehr entscheidend ist – bis heute ist die Wasserrettung nicht im Rettungsdienstgesetz des Landes aufgenommen.“ Damit gebe es keine finanzielle Absicherung durch das Land etwa für die technische Ausstattung, beklagte Serbser.

Aus dem Gesundheitsministerium hieß es: „Wir sehen keinen Anlass für Änderungen, Wasserrettung ist kommunale Angelegenheit.“ Ministerin Dagmar Ziegler (SPD) betonte zugleich, dass auch sie die Lage der Rettungsschwimmer als problematisch ansehe und appellierte an alle Jugendlichen, sich zu engagieren. Aber sie verwies auch auf die Eigenverantwortung eines Jeden beim Sprung ins kühle Nass. „Brücken, Schleusen oder Schifffahrtswege sind absolut tabu. An Eltern und Großeltern appelliere ich vor allem, ihre Sprösslinge beim Baden nie aus den Augen zu lassen.“ Derweil sucht etwa der DLRG-Kreisverband Spree-Neiße Hände ringend nach Nachwuchs. „Am Badesee in Eichwege bei Döbern konnten wir den Wasserrettungsdienst seit diesem Jahr nur noch an den Wochenenden absichern“, sagte Kreisvorsitzender Steffen Krumpa. „Viele junge Leute sind hier weggezogen, und andere haben kein Interesse an dieser Tätigkeit.“ Das liege nicht an der Aufwandsentschädigung von sieben bis zehn Euro pro Tag. „Die haben einfach keinen Bock und wollen nach der nächtlichen Disco lieber ausschlafen, als sich am Strand um die Sicherheit anderer Menschen zu kümmern.“ Die Lage im Land wird sich nach Einschätzung von Serbser noch weiter zuspitzen: „Dadurch, dass Schwimmbäder geschlossen werden, lernen immer weniger Kinder schwimmen und somit steigt der Bedarf an Rettungskräften weiter.“ Neben der DLRG mit etwa 750 aktiven Rettungsschwimmern gibt es laut Serbser in Brandenburg noch die etwa gleich große Wasserwacht und den Arbeiter-Samariter-Bund, die Rettungsschwimmer einsetzen.

Allein die DLRG habe im vergangenen Jahr über 3700 Einsätze geleistet – vom Pflaster auf dem verletzten Knie über die Lösung technischer Probleme an Motorbooten bis hin zu lebensrettenden Maßnahmen. „Wir haben 19 Menschen vor dem Ertrinken gerettet.“

Weitere Informationen im Internet:

www.brandenburg.dlrg.de

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