Brandenburg: Drehkreuz Tegel: Ab nach Bangkok und Florida
LTU setzt auf Berlin als dritten Standort / Verkehr aus Schönefeld und Leipzig wird verlagert
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Berlin - Tegel gibt Gas. Wenige Jahre vor der Aufgabe des Flugbetriebs wird aus dem Flughafen doch noch ein Drehkreuz mit interkontinentalen Flügen. Im November startet LTU von Tegel aus drei Mal in der Woche neu nach Bangkok sowie im Auftrag des Reiseveranstalters M-Touristik nach Melbourne in Florida und verdoppelt die Zahl der Flüge nach Punta Cana in der Dominikanischen Republik und Varadero auf Kuba; beide Ziele werden dann statt alle 14 Tage wöchentlich angeflogen. Die Flüge werden aus Schönefeld und Leipzig nach Tegel verlegt. Zudem stationiert LTU einen Airbus A330-200 fest in Tegel, was nach Marbachs Angaben allein bei LTU rund 100 Arbeitsplätze schaffe. Weitere 150 bis 200 können nach Angaben von Flughafenchef Rainer Schwarz im Umfeld hinzukommen. LTU ziehe es nach Tegel, weil der einstige Ferienflieger zunehmend auch Geschäftsreisende als Kunden gewinnen wolle, sagte gestern LTU-Geschäftsführer Jürgen Marbach. Und diese Klientel bevorzuge – noch – Tegel als Abflughafen. Tegel sei durch kurze Umsteigezeiten sehr attraktiv. Zudem profitiere LTU in Tegel von den Zubringerflügen durch Air Berlin auf den europäischen und deutschen Kurzstrecken. Air Berlin will LTU kaufen, allerdings hat das Kartellamt hier noch Bedenken.
Über das Berlin-Engagement der LTU, die ihren Heimatflughafen in Düsseldorf hat, hat man seit drei Jahren verhandelt; lange vor dem geplanten Einstieg von Air Berlin. Jetzt wird Berlin das dritte Langstreckendrehkreuz von LTU – nach Düsseldorf und München. Aus Frankfurt (Main) hat sich LTU zurückgezogen.
Auf der Strecke nach Bangkok rechnet Marbach fest damit, dass die über 300 Sitze zu 90 Prozent belegt sein werden. Der Hin- und Rückflug soll etwa 700 Euro kosten, in der Business-Klasse rund 1600 Euro. Nur zur Einführung gibt es ein Sonderangebot ab 499 Euro. Von der Flughafengesellschaft erhält LTU den üblichen Rabatt bei den Start- und Landegebühren, den es für neue Ziele gibt. Damit sparen die Fluggesellschaften einen sechsstelligen Eurobetrag.
Noch vor der Inbetriebnahme des Flughafens Berlin-Brandenburg International (BBI) in Schönefeld will die Flughafengesellschaft weitere Fernflugstrecken nach Berlin holen – etwa nach Peking, nach Hongkong und nach Indien. Bisher gibt es von Tegel aus Flüge nach New York und Doha in Katar. Emirates plant zudem Flüge aus den Vereinigten Arabischen Emiraten in die Hauptstadt.
Während für den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) das LTU-Engagement eine „wunderbare Entscheidung“ ist, müssen Anwohner in Tegel nochmals mehr Lärm ertragen. Bis zur BBI-Eröffnung werde der Verkehr in Tegel wachsen, heißt es bei der Flughafengesellschaft. Sie rechnet damit, dass die Zahl der Passagiere in diesem Jahr um acht Prozent zunimmt. In der vergangenen Woche war ein weiterer Terminal eröffnet worden, der zwölf Millionen Euro gekostet und Platz für 2,5 Millionen Passagiere im Jahr hat. Klaus Kurpjuweit
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