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Brandenburg: Dröge: Kirche ist Anwältin der Ausgegrenzten

Gemeinden und Kirchenkreise sollten größere Gestaltungsmöglichkeiten bekommen

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Berlin - Die evangelische Kirche muss aus Sicht des künftigen Berliner Landesbischofs Markus Dröge auch eine glaubwürdige Anwältin der Ausgegrenzten in der Gesellschaft sein. „Im Sinne Dietrich Bonhoeffers liegt es mir am Herzen, dass die Kirche sowohl ihre eigene Spiritualität pflegt und ihren Verkündigungsauftrag wahrnimmt, als auch ’Kirche für andere’ ist, also ihre gesellschaftliche Verantwortung in Diakonie und Seelsorge, in der Beratung und der Anwaltschaft für die Ausgegrenzten und in der Teilnahme an öffentlichen Diskursen bewusst wahrnimmt“, erklärte der 54-jährige Koblenzer Superintendent am Samstag nach seiner Wahl zum Nachfolger von Landesbischof Wolfgang Huber. „Dieses geistliche Verständnis der Kirche möchte ich gerade in Zeiten von Umbrüchen und notwendigen Reformen festhalten und verteidigen“, erklärte Dröge. Er tritt sein neues Amt am 14. November an.

Die Synode der Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg (EKBO) hatte den Theologen und Pfarrer am Freitagabend in der Berliner Bartholomäuskirche für zehn Jahre an die Spitze der mit 1,2 Millionen Mitgliedern größten Landeskirche in Ostdeutschland gewählt. Erst nach vier Wahlgängen erhielt Dröge die notwendige Zweidrittel-Mehrheit. Der 66-jährige Huber, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, geht Ende des Jahres in den Ruhestand. Sein Nachfolger in der EKD wird Ende Oktober in Ulm gewählt.

Dröge sprach sich nach seiner Wahl auch für eine stärkere Mitsprache der Gemeinden bei den innerkirchlichen Reformen aus. Er unterstütze das Reformpapier „Salz der Erde“, das nun mit Leben erfüllt werden müsse. Gemeinden und Kirchenkreise sollten dabei größere Gestaltungsmöglichkeiten bekommen. Dröge kündigte zudem an, auch nach der Niederlage im Volksentscheid „Pro Reli“, der aus dem freiwilligen Religionsunterricht an Berliner Schulen ein reguläres Wahlpflichtfach machen sollte, das Gespräch mit der Politik zu suchen. In den Berliner Schulen gibt es das konfessionslose Pflichtfach Ethik, Religion ist ein freiwilliges Zusatzfach.

„Wir müssen darauf achten, dass im Ethikunterricht auch jene Schüler vorkommen, die an Religionsunterricht interessiert sind, und dass Religionslehrer in den Ethikunterricht eingebunden werden, so dass authentisch mit gläubigen Menschen gesprochen wird“, sagte Dröge. Er sprach sich auch für einen verstärkten Dialog mit den anderen Religionen aus, vor allem mit den Muslimen.

Der promovierte Theologe war der Überraschungskandidat unter den drei Bewerbern für das Bischofsamt. Er leitet seit Ende 2004 den evangelischen Kirchenkreis Koblenz mit rund 90 000 Mitgliedern. Nach dem Studium wurde er Pfarrer und übernahm im Jahr 2000 einen Lehrauftrag an der Universität Koblenz-Landau. Von 2002 bis 2004 wurde er als Berater beim Institut für Familientherapie Weinheim ausgebildet.

Dröge steht nach eigenen Worten für das Kirchenverständnis der 75 Jahre alten Barmer Theologischen Erklärung ein. „Es geht mir um die Kirche als ’Gemeinde der Schwestern und Brüdern’, die verbunden sind in dem einen gemeinsamen Dienst“, erläuterte der 54-Jährige.

dpa

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