Brandenburg: Drogenbande gestellt
Drei Verdächtige aus Cottbus und Umgebung in Haft. Spur führte über Bayern und Tschechien
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München/Cottbus - Eine Bestellung von mehr als tausend Tablettenpackungen bei einer Internetapotheke ist einer europaweit agierenden Drogenbande zum Verhängnis geworden. Die Spur führte die Beamten einer bayerischen Ermittlergruppe auch in das Land Brandenburg. Bei zeitgleichen Durchsuchungen im bayerischen Landkreis Fürstenfeldbruck sowie in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Berlin und Brandenburg seien am Dienstag in Cottbus und Umgebung drei Personen festgenommen worden, teilte das Landeskriminalamt Bayern (LKA) am Mittwoch den PNN mit. „Bei den Festgenommenen handelt es sich um einen 35-jährigen Vietnamesen und einen 23-jährigen Deutschen aus Cottbus sowie um einen 39-jährigen Chilenen aus Kolkwitz“, berichtete LKA-Sprecherin Claudia Vodermaier.
Gegen die insgesamt siebenköpfige Bande, die vor allem mit Marihuana und der chemischen Aufputschdroge Methamphetamin, auch „Crystal Speed“ genannt, gehandelt haben soll, ermitteln die bayerischen Behörden eigenen Angaben zufolge bereits seit August 2010. Anlass sei die Order einer 41-jährigen Vietnamesin aus dem Raum Fürstenfeldbruck bei einer Internetapotheke gewesen. Die Frau habe „mehr als tausend Packungen pseudoephedrinhaltiger Tabletten bestellt“, schilderte Vodermaier. Pseudoephedrin gilt als Basis für die Herstellung von „Crystal Speed“. Die Apotheke habe die Bestellung in auffälligem Umfang auf Grundlage einer freiwilligen Selbstverpflichtung den Behördern gemeldet, so die LKA-Sprecherin. Weitere Nachforschungen hätten dann ergeben, dass zuvor insgesamt sieben Großlieferungen pseudoephedrinhaltiger Medikamente aus Deutschland nach Tschechien erfolgt seien. Insgesamt seien rund 15 000 Packungen im Wert von etwa 70 000 Euro ins Nachbarland geschafft worden, wo das Pseudoephedrin laut LKA offenbar in sogenannten Methamphetamin-Laboren weiterverarbeitet worden sei. Da der Erwerb pseudoephedrinhaltiger Medikamente in Tschechien auf 24 Tabletten pro Person in der Woche begrenzt ist, versuchen die Drogenmischer laut der Ermittler den Rohstoff zunehmend in Deutschland zu kaufen, wo er in unbegrenzter Menge erhältlich ist. Die Droge „Crystal Speed“ wird in der Regel durch ein dünnes Röhrchen geschnupft, aber auch in Tablettenform angeboten oder in Wasser gelöst gespritzt. Der Konsum führt zu gesteigertem Selbstbewusstsein, vermindertem Schmerzgefühl und verringertem Schlafbedürfnis. Dem Rausch folgen oft starke Depressionen und körperliche Abgeschlagenheit. Bei Langzeitkonsumenten kann es zu schwerem körperlichen Zerfall kommen.
Gehandelt hat die Bande wohl auch mit Marihuana. Bei einer ersten Razzia Ende 2010 seien 17 Kilogramm der aus der Cannabis-Pflanze gewonnenen Droge sichergestellt und bereits drei Verdächtige festgenommen worden, teilte das LKA mit. Mit den drei mutmaßlichen Tätern aus Brandenburg und der 41-jährigen Vietnamesin aus Fürstenfeldbruck konnten die Ermittler somit sieben Bandenmitglieder stellen. Alle säßen derzeit in München in Untersuchungshaft, sagte Vodermaier.
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