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Brandenburg: Durchhalten lernen

FG Bau plant Lehrinternat für schwer Vermittelbare

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Berlin - Mit einem Lehrinternat will die Fachgemeinschaft (FG) Bau Berlin-Brandenburg schwer vermittelbaren Jugendlichen eine letzte Chance auf eine Ausbildung geben. Für viele ist es wohl zugleich eine letzte Chance auf ein geregeltes Berufsleben. Allein in Berlin gebe es knapp 30 000 Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren, „die nichts haben“, sagt Wolf Burkhard Wenkel, Hauptgeschäftsführer der Fachgemeinschaft Bau bei der Länder. Dies bedeutet: keine Ausbildung und keinen Job. Diese Jugendlichen erscheinen in keiner Statistik, doch sie bergen „sozialen Sprengstoff“ in sich, wie es Wenkel nennt.

Und wenn diese Jugendlichen dann doch eine Lehrstelle bekommen, falle es ihnen oft schwer, die Ausbildung durchzuhalten. Diese Erfahrung hat die FG Bau schon häufiger gemacht. 300 Jugendliche bildet der Verband mit seinen Mitgliedsfirmen allein in Berlin in Bauberufen aus. Jeder Vierte breche die Ausbildung vorzeitig ab. Mit dem Internat will Wenkel die Ursachen für dieses mangelnde Durchhaltevermögen bekämpfen: „Die Azubis müssen raus aus ihren oft schwierigen Milieus, in denen sie oft mit der Frage konfrontiert werden, warum sie überhaupt arbeiten gehen“, sagt er. In einem Ausbildungsinternat sollen die Jugendlichen Disziplin und Pünktlichkeit lernen, und die Erfahrung eines regelmäßigen Alltags machen.

Dabei setze die FG Bau vor allem auf den Vorbildcharakter der erfahrenen Meister, die die Jugendlichen auch mal „etwas härter anfassen“. „Die Jugendlichen wollen klare Konsequenzen für ihr Handeln sehen,“ sagt Wenkel. „Die möchten wissen: Was mache ich, werde ich gebraucht und anerkannt“, erklärt er. Und ab und zu bräuchten sie auch einen Tritt in den Hintern. Die Jugendlichen hätten so die Möglichkeit, sich in ein bürgerliches Leben zu integrieren. Aufgrund der engen Beziehungen der FG Bau zu ihren Mitgliedsbetrieben ist Wenkel zuversichtlich, dass die Unternehmen erfolgreiche Azubis des Projekts im Anschluss einstellen.

Als Internatsgebäude ist das frühere Lehrlingsheim der FG Bau neben ihrem Bauhof in Berlin-Marienfelde vorgesehen. Auch in ihrer Freizeit sollten die Jugendlichen intensiv betreut werden – und es sei wichtig, dass sie in Marienfelde schlafen. „Die Azubis müssen merken, dass ein geregeltes Leben nicht unvernünftig ist.“ Außerhalb der Arbeitszeiten sei auch eine Betreuung durch Sozialarbeiter notwendig. Im Sommer will Wenkel das Projekt Lehrinternat gerne mit einer ersten Gruppe von 20 Azubis verwirklichen – zunächst aus Berlin. Im Falle einer geklärten Finanzierung und Föderung könnten dann auch Brandenburger Jugendliche in das Internat einziehen.

Die Berliner Senatsbildungsverwaltung und die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit stehen der Idee positiv gegenüber. Gestern kam das Projekt auch im Gespräch mit Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) zur Sprache. Olaf Möller, Sprecher der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg, nennt die Ausbildungsinternate ein „interessantes Projekt“. Die Jobcenter prüften derzeit, ob es unter den Bedingungen des Projektes geeignete Kandidaten gäbe, die charakterlich und von ihrem beruflichen und persönlichen Lebenslauf her für dasProjekt geeignet sind. Die Finanzierung würde von den einzelnen Jobcentern übernommen. Unterstützung für das Projekt kommt auch von Seiten des Bundes: Am Mittwoch hat das Bundeskabinett beschlossen, für schwer vermittelbare Jugendliche einen Ausbildungsbonus von bis zu 6000 Euro zu bezahlen. Rita Nikolow

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