Brandenburg: Eberswalder Rohrleitungen für Kraftwerk in Vietnam
Vertrag mit russischem Kraftwerksbauer bringt Millionen-Umsätze
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Vertrag mit russischem Kraftwerksbauer bringt Millionen-Umsätze Eberswalde - Es ist ein „dicker Fisch“, den Geschäftsführer Ernst-Thomas Krüger von der Eberswalder Finow Rohrleitungssystem- und Apparatebau Serviceleistungs GmbH an Land gezogen hat. Die 85-köpfige Belegschaft des traditionsreichen Rohrleitungsbauers arbeitet seit sechs Wochen an einem sieben Millionen Euro schweren Auftrag für den zweitgrößten russischen Kraftwerksbauer „OJSD - Power Maschines“. In der großen Werkhalle am Oder-Havel-Kanal werden Hochdruckrohrleitungen erwärmt, gebogen, abgestrahlt und geschweißt. Anschließend werden sie über den Hamburger Hafen nach Vietnam verschifft, wo „OJSD“ in Uong Bi einen auf Kohlebasis arbeitenden 300-Megawatt-Kraftwerksblock installiert. „Die Russen haben einen Partner für die Zulieferung von extrem starken Rohren gesucht, die sehr starke Drücke und Temperaturen aushalten„, sagt Krüger. Auf dem russischen Binnenmarkt habe es niemanden gegeben, der das nach geltenden internationalen Weltmarkt-Standards könne. Dass ausgerechnet der kleine Mittelständler aus Eberswalde sich gegen die übermächtige Konkurrenz aus Westdeutschland und Kanada durchsetzte, hat nach Krügers Ansicht mehrere Gründe. „Erstens haben wir schnell reagiert„, sagt er. Zudem arbeite die Eberswalder Firma sozusagen mit einer gleitenden Planung, das heißt, während der Bauphase ändern sich Planungskennziffern. “So waren wir in der Lage, den Kunden mit unserem Engineering zu unterstützen. Und drittens, und das wiegt wohl am meisten, haben die Russen sofort erkannt, welche Vorteile sie in der Kommunikation mit uns haben“, sagt Krüger. „Wir sprechen fließend russisch und haben jahrzehntelange Erfahrungen mit der Arbeitsweise russischer Kraftwerksbauer“, unterstreicht er. Krüger hat in Kiew Kraftwerksbau studiert und jahrelang auf der Baustelle des Kernkraftwerkes Lubmin bei Greifswald gemeinsam mit russischen Spezialisten gearbeitet. Der Auftrag ist inzwischen zu einem Drittel abgearbeitet. Die erste Marge wurde in den vergangenen Tagen zum Hamburger Hafen gebracht, jetzt wird sie verschifft. „Insgesamt produzieren wir 900 Tonnen Hochdruckleitungen, die sozusagen im Herzen des Kraftwerks zwischen Dampferzeuger und Turbogruppe eingesetzt werden und die Drücke von bis zu 190 Bar und Temperaturen von bis zu 540 Grad Celsius aushalten müssen“, sagt Krüger. Mit diesem Auftrag kann das Unternehmen angesichts einer anhaltenden Binnenmarktflaute im Kraftwerksbau seine Arbeitsplätze sichern. „Ehe in Deutschland mit der längst fälligen Kraftwerkserneuerung begonnen wird, werden noch ein bis zwei Jahre vergehen. Wir müssen uns im Ausland nach Kunden umsehen“, sagt Krüger. Von dem Geschäft mit den Russen erhofft er sich Nachfolgeaufträge. „Die Russen bauen große Kraftwerke auch in Indien. Und ihr eigener Kraftwerkspark ist zu großen Teilen verschlissen und dringend erneuerungsbedürftig“, sagt Krüger. Wenn im Zuge der anstehenden Privatisierung der russischen Energieindustrie die Sanierung großer Kraftwerke beginnt, „dann entsteht ein riesiger Markt für solche Rohrleitungen, wie wir sie produzieren“, sagt Krüger. Insofern sei der aktuelle Auftrag für das Kraftwerk in Vietnam doppelt wichtig. Zum einen sichere er jetzt Arbeit und damit Jobs. Zum anderen könne der Eberswalder Rohrleitungsbau sich damit eine Referenz schaffen - eine Eintrittskarte für millionenschwere Folgeaufträge.
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