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Brandenburg: „Ehrenmord“ gestanden

Jüngster Bruder gibt Tötung von Hatun Sürücü zu

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Jüngster Bruder gibt Tötung von Hatun Sürücü zu Berlin - Im Prozess um den mutmaßlichen „Ehrenmord“ an der 23-jährigen Deutsch-Türkin Hatun Sürücü hat gestern vor dem Landgericht Berlin der jüngste Bruder die Schuld auf sich genommen. In einer Erklärung seines Verteidigers gab der 19-Jährige zu, die Tat allein begangen zu haben. Laut Staatsanwaltschaft wurde der Mord an der jungen Frau aber von allen drei Brüdern geplant, weil sie den Lebensstil ihrer Schwester als „Kränkung der Familienehre empfanden“. Die Mutter eines mittlerweile sechsjährigen Jungen war im Februar unweit ihrer Wohnung an einer Bushaltestelle in Tempelhof durch drei Kopfschüsse getötet worden. Der Fall hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Berlins Justizsenatorin Karin Schubert (SPD) forderte derweil, dass Zwangsheirat als Straftat im Gesetzbuch aufgenommen wird. Wer jemanden zur Ehe zwingt, sollte mit bis zu zehn Jahren Haft rechnen müssen, sagte sie. Dem 19-Jährigen wird zusammen mit seinen 24 und 26 Jahre alten Brüdern gemeinschaftlicher Mord vorgeworfen. Der Anklage nach hatte er die Waffe von seinem ältesten Bruder erhalten, während der 24-Jährige in Tatortnähe wartete. Unter einem Vorwand soll der Jüngere seine Schwester aus dem Haus gelockt und dann auf sie geschossen haben. Alle drei Angeklagten gaben zu Prozessbeginn über ihre Verteidiger Erklärungen ab. „Ich habe meine Schwester getötet“, gestand der 19-Jährige. Zugleich betonte er, dass ihm „keiner dabei geholfen“ habe. „Das was ich getan habe, ist nicht wieder gutzumachen. Ich bereue die Tat.“ Seiner Aussage nach hatte er selbst die Waffe bei einem Russen am Bahnhof Zoo gekauft. Die beiden anderen Brüder sagten aus, seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Schwester gehabt zu haben. Der 26-Jährige unterstrich, die Tat habe seiner „Familie nicht zur Ehre gereicht“. Er betonte, weder die Waffe besorgt noch in die Tatplanung eingeweiht gewesen zu sein. Auch der zwei Jahre jüngere Bruder gab an, es habe kein Motiv gegeben, „um sich an solch'' einer grausamen Tat zu beteiligen“. Die kurdischstämmige Deutsche Hatun Sürücü war in Berlin aufgewachsen und 1998 im Alter von 15 Jahren mit einem Cousin in der Türkei verheiratet worden. Die junge Frau, deren Eltern die Ehe arrangiert haben sollen, weigerte sich nach der Geburt ihres Sohnes, wieder in die Türkei zurückzukehren. ddp

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