Brandenburg: Ein gutes Buch nach Hause tragen Kostenlos: 100 000 Romane von Vargas Llosa
Berlin - Er ist schon etwas in die Jahre gekommen, der „Geschichtenerzähler“ von Mario Vargas Llosa, Literaturnobelpreisträger von 2010. Das Buch erschien 1990 auf Deutsch.
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Berlin - Er ist schon etwas in die Jahre gekommen, der „Geschichtenerzähler“ von Mario Vargas Llosa, Literaturnobelpreisträger von 2010. Das Buch erschien 1990 auf Deutsch. Verpasst? Nie gelesen? Dieses Problem lässt sich ab dem heutigen Montag elegant lösen. Im Verlagshaus der PNN-Schwesterzeitung „Tagesspiegel“ am Anhalter Bahnhof in Berlin liegen ab neun Uhr rund 10 000 Taschenbücher, frisch gedruckt, zum Mitnehmen bereit. Die Verschenkaktion heißt „Eine Stadt. Ein Buch“, stammt aus Wien und umfasst insgesamt 100 000 Exemplare des Romans.
Was das soll? Zum Lesen animieren, sagt Christoph Langecker vom Wiener Kommunikationsunternehmen Echo Medienhaus. Der PR-Dienstleister begann vor zehn Jahren mit der ersten Aktion in Wien. Seitdem sei geradezu ein Kult um die 100 000 Gratisbücher entstanden, sagt Langecker. Jeden Herbst zum Beginn der Wiener Buchmesse beginnt das große Verschenken. Nach drei bis vier Tagen seien die Freiexemplare vergriffen, sagt Langecker. Johannes Mario Simmel, Nick Hornby, Toni Morrison, John Irving – die großen Stars der Literaturwelt haben sich beteiligt. In Wien und jetzt auch in Berlin bauen neben dem Tagesspiegel auch viele Bibliotheken und Buchhandlungen große Gabentische auf. Letztere hoffen auf die Rückgewinnung von Kunden, die vor Jahren den Internetforen und Bloggerspots verfielen und das haptische Erlebnis einer echten Buchseite möglicherweise wie ein prickelndes Déjàvu empfinden.
„Der Geschichtenerzähler“ handelt von einem Amazonasvolk, dessen Gemeinschaft und Identität durch die mündliche Überlieferung ihrer Mythen gestiftet wird. Die kulturelle Eigenständigkeit ist allerdings durch viele äußere Einflüsse, selbst durch linguistische Forschungen bedroht. Auch bei seiner Recherche zum Roman stieß Vargas Llosa schnell an die Grenzen des Erfahrbaren, denn die Machiguengas, so heißt das Volk, betrachten ihre Mythen als ein kollektives Geheimnis.
Das Unternehmen Echo Medienhaus eröffnete in diesem Sommer eine Dependance in Berlin, da lag die Idee nahe, das Bücherverschenken auch an der Spree einzuführen. Die Wiener Sponsoren der Aktion haben auch die Berliner Gratisbücher mitfinanziert, somit sind die 100 000 Bücher auch ein Geschenk der Wiener an die Berliner.
Der 75 Jahre alte Mario Vargas Llosa ist direkt von der Frankfurter Buchmesse, wo er seinen neuen Roman „Der Traum des Kelten“ vorstellte, nach Berlin gekommen. Am Sonnabend las er daraus vor mehreren Hundert Zuhörern im Saal der Berliner Festspiele. „Die Literatur bereichert unsere Sensibilität, stimuliert unsere Fantasie und entwickelt in uns einen kritischen Geist gegenüber der Welt, wie sie ist“, sagte der Peruaner. Am Sonntagabend wollte er sich dann im Haus der Kulturen der Welt nach einem Vortrag mit dem ersten der 100 000 Bücher beschenken lassen. Thomas Loy (mit dpa)
Die Liste der Verteilorte gibt es unter: www.einestadteinbuch.at/Berlin
Thomas Loy (mit dpa)
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