zum Hauptinhalt
Die Chemie stimmt: Naturwissenschaften solen in Brandenburg künftig schon früher unterrichtet werden.

© Arne Dedert/dpa

Neuer Rahmenlehrplan verabschiedet: Ein Plan für Berlin und Brandenburg

Berlin und Brandenburg sind die ersten Länder mit einen gemeinsamen Rahmenlehrplan für alle Schulformen. Doch die Kritik an den Neuerungen reißt nicht ab.

Stand:

Potsdam/Berlin - Jetzt kann die inklusive Schule kommen: Berlin und Brandenburg haben als bundesweit erste Länder am Mittwoch einen gemeinsamen Rahmenlehrplan für alle Schulformen verabschiedet. Es ist zugleich das erste Mal, dass sich zwei Bundesländer auf identische Inhalte für alle Fächer geeinigt haben. Ab 2017/18 sollen die neuen Vorgaben umgesetzt werden. Die seit Monaten geäußerte Kritik an den Neuerungen riss auch nach der Unterzeichnung durch Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres und Brandenburgs Bildungsminister Günter Baaske (beide SPD) nicht ab.

Der Plan umfasst alle Jahrgangsstufen von Klasse 1 bis 10 und gilt für Grundschulen, Sekundarschulen, Gymnasien und alle Förderschulen, nicht aber für Schulen für geistig Behinderte. „Die durchgängige Konzeption eines Rahmenlehrplans vom Schulbeginn bis zum Ende der Jahrgangsstufe 10 ist eine neue Qualität“, lobte Scheeres das Reformwerk. Baaske hob hervor, dass übergreifende Themen wie Berufs- und Studienorientierung sowie Verbraucherbildung festgelegt wurden. Die Schulen müssen jetzt eigene Wege finden, um diese Themen abzudecken.

Naturwissenschaften ab Klasse 5 in Brandenburg

Zudem sollen sie sicherstellen, dass die Schwerpunkte Sprach- und Medienbildung im Unterricht verankert werden. Weitere Neuerungen sind, dass in Berlin das Fach Gesellschaftswissenschaft in Klasse 5 und 6 neu eingeführt wird, das es in Brandenburg bereits gibt und Geschichte, Politik sowie Erdkunde abdecken soll. Im Gegenzug bekommt Brandenburg das neue Fach Naturwissenschaften in Klasse 5 und 6, das Berlin bereits hat.

Der neue Rahmenlehrplan war im Frühjahr als Entwurf vorgestellt worden. Seither hatten sich derart viele Kritiker gemeldet, dass die Bildungsverwaltungen monatelang damit beschäftigt waren, die Verbesserungsvorschläge auszuwerten. Wie berichtet, besserte das Landesinstitut für Schule und Medien auf Geheiß der Ministerien in vielen Punkten nach. Insbesondere wurde darauf verzichtet, in den Klassen 7 und 8 den chronologischen Geschichtsunterricht abzuschaffen. Dennoch waren auch die Geschichtslehrer nicht zufrieden, als der überarbeitete Plan am Mittwochmittag ins Internet gestellt worden waren. „Imperialismus und Kaiserreich kommen jetzt gar nicht mehr vor“, wunderte sich etwa der Lichtenberger Lehrer Robert Rauh, der auch Autor von Schulbüchern für das Fach Geschichte ist. Zudem bemängelt er, dass in Klasse 7 die gesamte Epoche vom Mittelalter bis zur Industriellen Revolution im „Schnelldurchgang“ bewältigt werden soll. Von der angestrebten „Entschlackung“ sei auch wenig übrig geblieben.

Weniger Zeit für Literatur

„Der Rahmenlehrplan wird kulturell abgewertet“, kritisierte Klaus Müller, Fachbereichsleiter für Deutsch am Lankwitzer Beethoven-Gymnasium. Zugunsten sprachlicher Themen gehe Zeit für Literatur verloren. Dies entspreche eher den Erfordernissen von Sekundarschulen als von Gymnasien. Diese Kritik wies die Bildungsverwaltung zurück. Das Gegenteil sei richtig, so Sprecherin Stoffers: In jedem Jahr von Klasse 1 bis 10 werde es künftig zur Pflicht, ein Buch zu lesen.

Stoffers nannte auch mehrere Punkte, mit denen die Kritik aufgegriffen worden sei. So würden jetzt im Fach Gesellschaftswissenschaften „die geografischen Inhalte stärker herausgearbeitet“. Beim Fach Naturwissenschaften wurde in Folge der Kritik eine „Nachjustierung besonders der chemischen und physikalischen Inhalte und Anforderungen“ vorgenommen. Im Fach Geografie sollen jetzt unter anderem Inhalte zum Klimaschutz stärker berücksichtigt werden.

S. Vieth-Entus

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })