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Brandenburg: Ein Pompeji in der Mark
Die Mittelalterstadt Freyenstein im tiefsten Brandenburg lüftet ihre Geheimnisse. Aber nicht alle
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Wittstock - Ein Pflasterweg ins Nirgendwo, die Umrisse eines Marktplatzes, freigelegte Keller: Die im Mittelalter verlassene Stadt Freyenstein – auch genannt „Pompeji der Prignitz“ – ist für Besucher künftig noch besser erlebbar. Archäologen haben in den vergangenen Jahren das mittelalterliche Stadtgebilde in der Nähe vom heutigen Freyenstein ausgegraben, teilte das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum am Donnerstag mit. 2007 war ein „Archäologischer Park“ eröffnet worden. Unter freiem Himmel wird nun ab dem 6. Juni ein weiterer Abschnitt des Bodendenkmals präsentiert: mit sichtbaren Straßenzügen und Plätzen. Der Besucher läuft über extra angelegte Wege und schaut von dort in den Untergrund der Stadt.
1263 wurde der Ort erstmals erwähnt, 1287 aber bereits aufgegeben. Anders als im antiken Pompeji, wo ein Ascheregen des Vesuvs das Leben auslöschte und konservierte, wurde Freyenstein verlassen. Die einstigen Bewohner gründeten fast in Sichtweite eine neue Stadt in einer feuchten Niederung.
Vermutlich sei dort die Wasserversorgung einfacher gewesen, sagte Joachim Wacker, verantwortlich für Bodendenkmalpflege im Landesamt.
Auch Zerstörungen durch kriegerische Auseinandersetzungen könnten Anlass für den Wegzug gewesen sein. Das belegten aber weder historische Quellen noch archäologische Funde.
Bisher wurden nach Angaben von Wacker mehrere Feldsteinkeller freigelegt – „alle exquisit erhalten“. Zu sehen ist auch ein Burggraben. Im Mittelpunkt befand sich ein rundum bebauter Marktplatz. Es werde aber nicht die gesamte Stadt auf einst 25 Hektar ausgegraben. „Viel wichtiger ist, die Unversehrtheit des Bodendenkmals als Kulturerbe zu erhalten“, betonte Wacker.
Lange wurde das Areal von Landwirten genutzt. Inzwischen gehören die meisten Flurstücke – durch Kauf oder Tausch – der Stadt Wittstock.
Bislang gelang solch ein Deal nur mit dem „Königsgrab von Seddin“, einer bedeutenden Grabanlage des 9. Jahrhunderts vor Christus bei Perleberg. Nach der Entdeckung um 1900 hatte das damalige Land sie erworben, um sie zu bewahren. Gudrun Janicke
Gudrun Janicke
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