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Andreas Dresen: Ein Regisseur auf dem Weg zum Laien-Verfassungsrichter

Als Regisseur begleitet er den politischen Betrieb Brandenburgs seit Jahren. Nun überschlagen sich die Abgeordneten mit Lob für Andreas Dresen. Schon bald soll er mit über die Landesverfassung wachen.

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Potsdam - Der Potsdamer Filmregisseur Andreas Dresen wird voraussichtlich schon bald zum Laien-Verfassungsrichter in Brandenburg ernannt. Die Wahl des 49-Jährigen („Sommer vorm Balkon“, „Wolke 9“, „Halt auf freier Strecke“) gilt als sicher, da sich am Dienstag alle Fraktionen im Landtag einstimmig hinter ihn stellten. Er habe schon länger darüber nachgedacht, wie er sich ins demokratische Gemeinwesen einbringen könne, meinte Dresen selbst. Er ist insbesondere in Brandenburg für seine beiden Dokumentarfilme über den märkischen CDU-Abgeordneten Henryk Wichmann bekannt.

Für den zweiten Film über Wichmann habe er sich gerade ein Jahr mit der Demokratie in Brandenburg beschäftigt - eine „lehrreiche und spannende Erfahrung“, erzählte Dresen. Er habe dabei viele Vorurteile über den politischen Bereich kennengelernt.

Er sei gerade dabei gewesen, mit Wichmann „auf einer Art Wahlkampftour“ Werbung für den zweiten gemeinsamen Film zu machen, als ihn der Anruf der Linken erreichte, sagte Dresen. Diese hatte das Vorschlagsrecht für das Amt. Danach sei er zunächst perplex gewesen und habe sich Bedenkzeit erbeten - auch um zu klären, wie sich das Amt mit seinem Hauptberuf verbinden lasse. Wichmann habe ihm wie auch Regie-Kollegen aber sofort gesagt: „Mach das!“.

Mit der bevorstehenden Wahl rückt der engagierte und vielfach ausgezeichnete Regisseur nun noch mehr ins politische Rampenlicht. „Alles in allem, muss ich sagen, ist es eine so spannende und herausfordernde Aufgabe, die aber auch wiederum ganz viel für meine persönliche Neugier gut ist“, betonte er. Auch für seinen Beruf als Regisseur seien die Erfahrungen wichtig.

Das Verfassungsgericht und auch die in Brandenburg möglichen Laien-Richter halte er für eine schöne Errungenschaft, sagte Dresen. Er selbst sei in der DDR groß geworden. „Da gab es zwar eine Verfassung, aber kein Verfassungsgericht. Das heißt, man konnte da nicht einklagen.“

Er habe die Brandenburger Verfassung in den 1990er-Jahren als Bürger mitgewählt, nun habe er sie natürlich noch einmal gelesen. „Es ist schon interessant, wie viele Detailfragen in einer Landesverfassung geregelt sind“, meinte der Regisseur weiter. Bürger könnten sich auf viele Dinge berufen. Er finde, die  Brandenburger Verfassung sei ein sehr fortschrittlicher Text.

Dresen bekannte aber auch, selbst echter Laie zu sein: „Ich hatte persönlich noch nie mit der Justiz zu tun. Ich war noch nicht mal vor dem Scheidungsrichter. Das kann ja noch kommen, wer weiß.“ Dafür habe er schon im ganzen Land gedreht. Mit seiner Lebenssicht auf das Land könne er die Debatten um komplizierte juristische Fragen hoffentlich bereichern.

Der Regisseur hatte sich am Dienstag in allen Fraktionen vorgestellt. Seine Wahl könnte bereits bei der Plenarsitzung in der kommenden Woche anstehen. Nötig sind dann zwei Drittel der Stimmen der Abgeordneten. Linken-Fraktionschef Christian Görke nannte Dresen „einen der renommiertesten Filmregisseure Deutschlands“. Er sei mit seiner filmischen Begleitung des Parlaments vielen aufgefallen.

Die Linke habe mit Dresen einen Kandidaten vorschlagen wollen, der nicht nur im Parlament, sondern auch über das Parlament hinaus Anerkennung genieße, meinte Görke. Zuvor hatte die Fraktion die Potsdamer Schriftstellerin Julia Schoch vorgeschlagen, die aber bei den Abgeordneten nicht hatte überzeugen können.

Er sehe sich als künftiger Verfassungsrichter nicht in parteipolitischer Abhängigkeit, stellte Dresen klar. Mit Blick auf die Aufwandsentschädigung in Höhe von einem Drittel einer Abgeordnetendiät sagte er lachend: „Es sind leider nicht die Vortragshonorare von Herrn Steinbrück, das würde mir aber auch toll gefallen.“

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