zum Hauptinhalt
Unding? Der DDR-Wachturm mit Weihnachtsmannmütze.

© Hannibal Hanschke/rtr

Brandenburg: Ein Sägen für die Bahn

Förster des Konzerns kümmern sich von Potsdam aus um die Sicherheit an den Gleisen.

Stand:

Potsdam - Vom Anlagenmechaniker über den Juristen bis zum Zugbegleiter – bei der Bahn gibt es für fast alle Berufsgruppen etwas zu tun. Aber Oberförster? Ja, hat die  Bahn auch. Sie gehen zwar nicht auf die Jagd, aber wie die Kollegen im Wald kümmern sie sich um Bäume, nur eben entlang der Gleise. Schließlich soll kein umstürzender Baum irgendwo die Gleise blockieren. Deshalb werden pro Jahr 1500 Bäume fachmännisch gefällt. Auch Stephan Landrock ist Forstingenieur. Er leitet den Servicebereich Potsdam der DB Fahrwegdienste GmbH. 42 Mitarbeiter gibt es dort – und drei Forstingenieure. Man darf sie auch Oberförster nennen, erlaubt Landrock. Der 35-Jährige war zwölf Jahre als Offizier bei der Bundeswehr. Danach wollte der Ostfriese in den Wald, obwohl er diesen aus seiner Heimat um Aurich überhaupt nicht kannte. Nach dem Forstingenieursstudium kümmerte er sich zunächst um einen gräflichen Privatwald, seit 2014 ist er bei der Bahn.

Und musste erst wieder dazulernen: Wer am Gleis arbeitet, braucht eine Spezialausbildung in Sachen Sicherheit – bis zu Signalkenntnissen. Und fürs Baumklettern mit Seilen hat er sich auch ausbilden lassen; in München. Schließlich wolle er selbst beherrschen, was seine Mitarbeiter täglich können müssen.

Wie am Mittwoch. Am Bahnkreuz Wuhlheide turnt einer der Mitarbeiter auf einer Eiche herum, vielleicht rund 20 Meter hoch, fest angeseilt. Am Boden sichert ihn ein Kollege. Es besteht das Risiko, dass Äste auf eine Stromleitung der Bahn fallen, die durch den Wald führt. Nun sägt der Mann im Baum die Äste ab. Die Gefahr ist gebannt.

Wenige Meter weiter fällen Kollegen zwei Pappeln, die auf die Gleise stürzen könnten. Pappeln und Robinien seien besonders bruchgefährdet, sagt Landrock. Sie sollen deshalb im Sechs-Meter-Schutzstreifen neben den Gleisen nach und nach gefällt werden. Das kann dauern. Denn wenn ein Baum einen Umfang von mehr als 20 Zentimetern hat, muss die Naturschutzbehörde zustimmen. Immerhin müssen sich die Bahnoberförster um rund tausend Kilometer Gleise in Berlin und Brandenburg kümmern. Jedes Jahr begutachten die Experten die Bäume entlang der Strecken. Abwechselnd mit und ohne Laub. Schäden an Stamm und Ästen könne man meist erkennen, sagt Landrock. Ist aber die Wurzel beschädigt, seien die Förster machtlos. Dann fällt auch schon mal ein Baum aufs Gleis.

Nächstes Jahr kommts ganz dick: Zwischen Spandau und Jungfernheide werden Bäume mit einem Hubschraubereinsatz gefällt. Konventionelle Arbeiten finden nach Angaben der Bahn bereits in den nächsten Tagen statt. Bis 10. Dezember werden dafür Züge der Linien RE6, RB10 und RB13 umgeleitet, zum Teil auch im Fernverkehr. Daran können selbst die Oberförster nichts ändern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })