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Von Johann Legner: Ein Seenland im Kampf gegen das Wasser
Brandenburg gegen Fluten: Schwarze Elster wird zum Pilotprojekt / Seenlandschaft in der Diskussion
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Potsdam - Das Land Brandenburg will weiterhin alle derzeitigen Siedlungs- und Nutzflächen nicht nur vor Hochwasser, sondern auch vor dem in einigen Regionen ansteigenden Grundwasser schützen. Dies war am gestrigen Donnerstag die Botschaft der Landesregierung auf einer Konferenz in Potsdam, bei der Kommunalpolitiker und Fachleute Erfahrungen auswerteten und das weitere Vorgehen berieten.
Die Lausitzer Schwarze Elster soll dabei ein Pilotprojekt werden. An den 58 Kilometern des Flusses soll erprobt werden, inwieweit ein modernes Wassermanagement nicht nur mit extremen Lagen, sondern auch mit den zu erwartenden Klimaveränderungen umgehen kann. Dazu soll es noch in diesem Jahr eine Flussgebietskonferenz geben. Der Präsident des Landesumweltamtes, Matthias Freude, hatte zu Beginn der Konferenz berichtet, dass das vergangene Jahr mit extremen Wetterereignissen aufgewartet habe, wie sie seit weit über 100 Jahren nicht beobachtet werden konnten – Monate mit extremen Niederschlägen, aber auch Rekorddürre in anderen. Derzeit wisse keiner, ob sich dies bald wiederholen würde. Aber die Erwärmung insbesondere im Mittelmeer-Raum mache ungewöhnlich große Niederschlagsmengen wahrscheinlicher. Umweltministerin Anita Tack (Linke) versprach, dass das Land dennoch alles versuchen werde, die Siedlungsräume Brandenburgs, aber auch den allergrößten Teil seiner landwirtschaftlich genutzten Fläche nicht nur vor Überflutungen, sondern auch vor steigenden Grundwasserpegeln (die oft als Binnenhochwasser oder Qualmwasser bezeichnet werden) zu schützen.
Der Landrat von Elbe-Elster, Christian Jaschinski (CDU) begrüßte die Ankündigung und forderte, dass der Landkreis nicht nur dafür, sondern auch für die außergewöhnlichen Ausgaben, die ihm bereits entstanden sei, Hilfen aus Potsdam erhält. Tack sagte, es sei zwar vieles von dem, was notwendig sei, finanziell abgesichert, aber sie brauche weitere Mittel von der EU und werde zusammen mit anderen ostdeutschen Ländern auch den Bund um Unterstützung bitten. Geplant und auch finanziell abschätzbar sind derzeit laut Freude nur die großen verbleibenden Deichbaumaßnahmen an Elbe und Oder, etwa 50 Kilometer. An diesen Flüssen sei dann in wenigen Jahren der Schutz vor Hochwasser garantiert. Aber viele andere Abschnitte der insgesamt 1522 Kilometer Deiche des Landes sind zum Teil seit Jahrzehnten nicht erneuert worden und auch ein Teil der Entwässerungsanlagen, einschließlich der Schöpfwerke, sind völlig veraltet oder stillgelegt. Dies führte vor allem im Oderbruch, aber auch im Elbe-Elster-Kreis zu großen Überflutungsflächen – allein in Elbe-Elster stehen derzeit noch 13 000 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche unter Wasser.
Jaschinski und sein Amtskollege Gernot Schmidt (SPD) aus Märkisch-Oderland verteidigten vehement die Anstrengungen, auch mit relativ großem Aufwand die gewachsene Siedlungslandschaft zu schützen. „Das mögen manche Ideologen in Potsdam anders sehen, aber damit steht und fällt die Vielfalt des Landes, zu der eben auch der ländliche Raum gehört“, sagte Schmidt. Und Jaschinski geht davon aus, dass nur mit neuen Formen des Wassermanagements die Siedlungen in seinem Landkreis vor einer weiteren beschleunigten Abwanderung zu bewahren sind. Die Menschen beispielsweise in Herzberg müssten erkennen können, dass ihre Sorgen verstanden würden.
Im Nordwesten des Landes ist es nach den zum Teil dramatischen Erfahrungen der letzten Jahre mit den steigenden Pegel der Elbe inzwischen gelungen, die Lage zu kontrollieren, sagt Landrat Hans Lange (CDU). Dort fehlt zunächst nur noch ein relativ kleines Stück von acht Kilometern an Deicherneuerung in der Nähe von Wittenberge. Es habe sich gezeigt, dass durch eine umfassende Information der Bevölkerung und durch Appelle an die Eigenverantwortung der Menschen auch die Bereitschaft zum freiwilligen Einsatz in Krisensituationen wachse. Man müsse auch angesichts des Personalabbaus bei der Bundeswehr neue Wege gehen und versuchen, wieder verstärkt mit Freiwilligen zu arbeiten, sagte Lange.
Ministerin Tack erklärte, die Landesregierung werde das Thema Hochwasserschutz verstärkt mit den betroffenen Brandenburger Kommunen bearbeiten und strebe auch für die Flussgebiete von Spree und Havel Aktivitäten an. Außerdem müsse darüber nachgedacht werden, wie die in der Lausitz neu entstehende Seenlandschaft in das Wassermanagement der Region einbezogen werden könne. Hier steht eine mögliche touristische Nutzung in Konkurrenz zu der Rückhaltefunktion der Seen.
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