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Brandenburg: Ein Tempolimit, das wirkt

Auf der A 24 nach Hamburg gilt seit einem Jahr Höchstgeschwindigkeit 130. Tödliche Unfälle gab es dort nicht mehr

Neuruppin. Keine Toten, weniger Verletzte, viel weniger Unfälle – das Tempolimit auf der Autobahn Berlin-Hamburg hat sich aus Sicht der Polizei bewährt. Seit Anfang 2003 gilt auf einem 63 Kilometer langen Abschnitt zwischen dem Dreieck Havelland und dem Dreieck Wittstock eine Höchstgeschwindigkeit von 130 Kilometern pro Stunde. Außerdem dürfen Lastwagen mit einem Gesamtgewicht von mindestens 3,5 Tonnen keine anderen Fahrzeuge mehr überholen.

Die Geschwindigkeitsbegrenzung war nach mehreren schweren Unfällen auf dieser Strecke im Jahre 2002 verhängt worden. Große Schilder an den beiden Autobahndreiecken erklären den Autofahrern den Sinn: „834 Unfälle, 226 Verletzte, acht Tote im Jahr 2002“. Heute verweist der Chef des Neuruppiner Polizei-Schutzbereiches, Dieter Kahler, erfreut auf die Statistik für 2003: „Kein Mensch kam auf diesem Abschnitt bei einem Unfall ums Leben, die Zahl der registrierten Karambolagen ging um fast 17 Prozent zurück.“ 636 Unfälle seien passiert. Noch erfreulicher sei der Rückgang der Zahl der Unfälle mit Personenschäden. 2003 wurden 94 gemeldet, im Jahr davor noch 143. Insgesamt erlitten im Vorjahr auf der Strecke 143 Menschen bei Unfällen Verletzungen. Das sind nahezu 39 Prozent weniger als 2002. Das Zahl der Leichtverletzten halbierte sich sogar auf 86.

„Der Verkehr fließt jetzt viel ruhiger und gleichmäßiger“, stellt der Polizeichef außerdem fest. Selbst im Sommer habe es auf dieser wichtigen Route zur und von der Ostsee keine Riesenstaus wie in den Jahren zuvor gegeben. Die Polizei überwache durch zahlreiche Kontrollen die Einhaltung des Tempolimits – mit stationären Blitzern und mit als Zivilfahrzeugen getarnten Videomesswagen. Und in Kürze müssen sich die Autofahrer auch auf Überwachung von oben einstellen: Vor mehreren Brücken sind auf den Fahrbahnen bereits weiße Streifen aufgebracht worden. Die dazugehörenden Kameras zur Messung des Abstandes der Autos kommen im Laufe des Jahres auf den Brücken zum Einsatz. Damit soll die Gefahr von Dränglern weiter vermindert werden.

Dank des verminderten Tempos gehen zwischen Dreieck Havelland und Dreieck Wittstock nur noch 15 Prozent aller Unfälle auf unangepasste Geschwindigkeit zurück. Auf anderen Autobahnabschnitten liegt dieser Wert im Schnitt bei über 50 Prozent. Hauptunfallursachen sind hier jetzt Fahren unter Alkohol und Nichtgewähren der Vorfahrt.

Dennoch gibt es beim Verwaltungsgericht Potsdam mehrere Klagen gegen die Anordung von Tempo 130 auf dem Autobahnabschnitt. Wie Cornelia Mitschka vom Brandenburgischen Autobahnamt mitteilte, richten sich diese zum einen gegen den angeblich nicht bestehenden Zusammenhang zwischen reduzierter Geschwindigkeit und rückgängigen Unfallzahlen. Außerdem wird gegen das Tempo-130-Schild geklagt, da Höchstgeschwindigkeiten ansonsten immer in 20-km/h-Schritten angezeigt würden, also von 80 auf 100, dann auf 120 …, ein Tempo 130-Schild würde daher verwirren. „Eine rasche Entscheidung des Gerichts ist nicht zu erwarten“, meinte Mitschka.

Im Brandenburger Autobahnnetz gibt es nur eine weitere Strecke, auf der die Polizei wegen der Unfallhäufigkeit eine Geschwindigkeitsbegrenzung durchgesetzt hat. Auf gut fünf Kilometern zwischen den Ausfahrten Wollin und Ziesar auf der Autobahn 2 Hannover-Berlin darf Richtung Berlin nur 120 gefahren werden. Seit dem Tempo-Limit gingen auch hier die Unfallzahlen zurück.

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