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WIE MAN SICH SCHÜTZT: Einbrecher zieht es an den Stadtrand

Ferienzeit macht Diebe? Viele Täter setzen auf die Sorglosigkeit ihrer Opfer – auch wenn diese daheim sind Im Berliner Umland wird besonders oft zugegriffen. Doch zur Vorbeugung lässt sich einiges tun

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Potsdam - Die nachmittägliche Feierlaune der Familie schlug in Panik um. Während sie im Garten ihres Hauses in der Blankenfelder Dorfstraße am südlichen Stadtrand Berlins beisammensaß, schlich sich ein Fremder durch ein offenes Fenster ins Haus und stahl Geld, Sparbücher, EC- Karten, eine Schmuckschatulle und eine Uhr.

Nicht weniger dreist gingen vor wenigen Tagen zwei ebenfalls unbekannt gebliebene Einbrecher im gleichen Ort in den Nachtstunden vor. Während die Hausbewohner schliefen, gelangten die Täter über den Balkon ins Innere und stahlen Geldbörsen, ein Handy, einen Camcorder und Geld. Außerdem die Autoschlüssel für den auf dem Hof geparkten Pkw, den sie mitnahmen. Der Schaden dieses Beutezuges: 42 000 Euro.

Von einem Grundstück in Altlandsberg im Nordosten Berlins wurde während der Nacht ein Betonmischer entwendet. Und im westlich gelegenen Tiefensee wachte eine 73-jährige Frau durch Geräusche in ihrer Wohnung aus dem Mittagsschlaf auf. Zwei Frauen wollten mit Schmuck und einer Armbanduhr das Weite suchen, als die resolute Dame sich auf ihr Eigentum stürzte und die Einbrecherinnen vertreiben konnte.

Diese Meldungen aus den Polizeiberichten der vergangenen Tage zeigen die hohe kriminelle Energie der Täter. Nicht einmal die Anwesenheit der Hausbewohner schreckt sie von ihren Raubzügen ab. Da machen sich nicht wenige mit gemischten Gefühlen in den Urlaub auf, wenn sie in diesen Tagen Haus oder Wohnung auf längere Zeit verlassen. „Wenn ich mein Hab und Gut nicht selbst beaufsichtigen kann, mache ich es Dieben leicht“, lautet eine oft zu hörende Befürchtung.

Allerdings gibt es dafür keinen Beweis. Die Polizei führt jedenfalls keine Statistik darüber, ob sich mehr Einbrüche bei Anwesenheit der Hausbewohner oder ihrer Abwesenheit ereignen. Ein Fakt aber gibt zu denken: „Mehr als ein Drittel der Einbrüche bleibt im Versuchsstadium stecken“, sagt Thoralf Reinhardt, Sprecher des brandenburgischen Landeskriminalamtes. „Das liegt vor allem an widerstandsfähigen Türen und am aufmerksamen Verhalten von Nachbarn.“

Die Erfahrung und die Polizeiberichte besagen aber, dass viele Schutzmechanismen beim Aufenthalt im Haus gar nicht mehr funktionieren. Türen bleiben während der Gartenparty unverschlossen, Fenster werden während des Schlafs angekippt, und die Nachbarn reagieren längst nicht mehr so sensibel auf Geräusche oder Bewegungen wie bei einer bekannten Abwesenheit der Bewohner.

Die Polizeistatistik jedenfalls weist trotz technischer Verbesserungen an den Häusern in den vergangenen Jahren keinen auffälligen Rückgang von Einbrüchen auf. Schwerpunkt bleibt das enge Berliner Umland, zu dem 63 Städte und Gemeinden gehören. Hier lag die Kriminalitätsbelastung bei 8627 Fällen pro 100 000 Einwohner, der Brandenburger Landesdurchschnitt wies nur 8246 Fälle auf. 42,2 Prozent aller in der Polizeistatistik erfassten Kriminalvorfälle entfielen auf den Speckgürtel. Bei der Kriminalität rund ums Auto waren es sogar 46,4 Prozent. Fast zwei Drittel aller Tageswohneinbrüche musste die Polizei entlang der Berliner Stadtgrenze aufnehmen. Die Nähe der Großstadt und gute Verkehrsanbindungen trugen zu dieser Häufung bei.

Vorbei sind aber die Zeiten, als Banden aus Südosteuropa die Raubzüge vollführten. „Bei 77 Prozent der aufgeklärten Diebstahlsdelikte stellten wir allein handelnde Tatverdächtige fest“, teilt Pressesprecher Reinhardt vom LKA mit. Das ist allerdings von Delikt zu Delikt unterschiedlich. So gab es bei lediglich 61 Prozent aller aufgeklärten Autodiebstähle einen allein handelnden Tatverdächtigen. Bei Diebstählen in und aus Wohnungen waren es 74 Prozent aller Fälle gewesen, bei Ladendiebstählen 91 Prozent. Die Täter finden den Weg in Einfamilienhäuser in mehr als 80 Prozent über Terrassen- und Balkontüren beziehungsweise über Fenster. „Bei Fenstern und Fenstertüren wird die Öffnungsseite in der Regel aufgehebelt“, sagt Reinhardt. „Türen werden durch Hebeln an der Schlossseite angegriffen. Außerdem bohren Einbrecher oft Terrassentüren oder Fenster an.“

DAS NÜTZT TÄTERN

Täter bevorzugen bei Hauseinbrüchen Gebüsche sowie schlecht beleuchtete oder durch Hecken und Zäune geschützte Gebäude. Leitern, Mülltonnen und Gartenmöbel werden als Einstieghilfen missbraucht. Gekippte Fenster haben für Einbrecher den gleichen Effekt wie offene Fenster. Überquellende Briefkästen und geschlossene Rollläden fassen potenzielle Einbrecher als Signale auf.

DAS NÜTZT BEWOHNERN Alle Wohnungstüren sind auch bei kurzer Abwesenheit immer zweifach zu verschließen. Türen und Fenster sollten besondere Sicherheitskomponenten erhalten. Mit einer aufmerksamen Nachbarschaft haben Einbrecher, Diebe und Betrüger außerdem kaum eine Chance. Die größte Sicherheit für Wertsachen bieten Schließfächer bei Banken. Daheim gehören Wertsachen in Behälter, die versteckt und verankert sind.Ste.

Mehr im Internet unter www.internetwache.brandenburg.de

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