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Die Papiere bitte! Polizeibeamte kontrollierten am Sonntagabend auf der B5 in Höhe Seeburg kurz vor der Berliner Stadtgrenze Fahrzeuge.

© Alexander Fröhlich

Brandenburg: Einbruch bei Dunkelheit

In der dunklen Jahreszeit machen Diebesbanden vor allem den Stadtrand unsicher. Die Polizei von Berlin und Brandenburg kontrolliert in diesem Winter schärfer – und will aufklären

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Falkensee - Nur einer meckerte herum. Weil er mit seinem sportlichen Wagen, Mercedes, älteres Modell, vergilbtes Weiß, gestoppt wurde. Und weil die Polizeibeamten in Uniform und neongelber Warnweste ihm den Dienstausweis nicht zeigen wollten. Alle anderen Autofahrer, die in diesen Tagen auf der B5 kurz vor der Berliner Stadtgrenze von der Polizei gestoppt wurden, zeigten Verständnis, als sie den Grund erfuhren: Der groß angelegte Einsatz der Polizei in Berlin und Brandenburg richtete sich gegen Autodiebstähle und Wohnungseinbrüche, deren Zahl seit Jahren steigt und traditionell in der dunklen Jahreszeit deutlich zunimmt.

Es war der erste gemeinsame Einsatz dieser Art überhaupt gegen Diebesbanden. 160 Beamte waren allein am Sonntag in Spandau, Charlottenburg-Wilmersdorf auf Berliner Seite sowie in Falkensee und Schönwalde in Brandenburg vom Nachmittag bis in die Nacht unterwegs. An zwei Kontrollstellen auf der B5 sowie zwischen Schönwalde und Spandau holten die Beamten Fahrzeuge heraus: meist Transporter und hochwertige Wagen. 310 Fahrzeuge und 441 Personen wurden kontrolliert. In Spandau, Wilmersdorf, Charlottenburg und in Falkensee fuhr die Polizei verstärkt Streife, die Beamten kontrollierten Fahrzeuge und Passanten. Zudem legten sich Zivilfahnder auf die Lauer. Die Aktion ist der Auftakt zu einer neuen Kampagne der Polizei gegen den zunehmenden Klau in der dunklen Jahreszeit.

Begleitet wird die Aktion von Berliner und Brandenburger Polizei mit einer großen Aufklärungskampagne. Die Beamten zogen zu Fuß durch die Eigenheimsiedlungen, sprachen die Anwohner direkt an und verteilten Flyer. Volkmar Luth, Revierpolizist in Falkensee, hält das auch für dringend nötig. Obwohl gerade in den Speckgürtelgemeinden, aber auch in Berlin die Zahl der Einbrüche in den vergangenen Jahren massiv zugenommen habe, seien die Menschen noch viel zu leichtsinnig, sagte Luth. „Viele haben kein Bewusstsein für die Gefahren. Da bleiben die Fenster oder die Terrassentür angekippt, wenn niemand zu Hause ist“, sagt Luth. Mehr als tausend Flyer haben die Beamten deshalb in Berlin und Falkensee verteilt. Denn allein in Falkensee stieg die Zahl der Einbrüche im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 108 auf 114. Auch in der gesamten Polizeidirektion West, die wegen der Einbrüche die Soko „Luna“ gegründet hat, verzeichnen die Ermittler für die ersten drei Quartale dieses Jahres eine steigende Tendenz.

Die Aktion war auch ein Test für die Polizei in beiden Bundesländern. Hans Ulrich Hauck, Leiter der Polizeidirektion 2 in Charlottenburg, lobte den Einsatz und die „koordinierte Einsatz- und Kräfteplanung“. Kriminalitätsbekämpfung mache nicht an der Landesgrenze halt.

In Haucks Direktionszentrale war die Befehlsstelle für die Aktion eingerichtet, jeweils acht Beamte aus Berlin und Brandenburg führten von dort die Einsatzkräfte – auch das war eine Premiere. Weil es so gut lief, müssen sich die Menschen in Berlin und in den Brandenburger Umlandgemeinden nun häufiger auf solche Polizeieinsätze einstellen. Die Planungen laufen schon für die Adventszeit. Denn, so sagte es ein Beamter: „Wir wollen Diebe und Einbrecher schnappen.“

Für die erste Aktion war der Totensonntag bewusst gewählt worden. Weil viele Familien an diesem Tag unterwegs waren, um Gräber zu pflegen, rechneten die Experten damit, dass verstärkt Diebe unterwegs sind. Die Ausbeute aber war gering. Autoknacker und Einbrecher wurden nicht auf frischer Tat oder auf dem Weg vom oder zum Tatort gefasst. Dennoch wurden sechs Straftaten festgestellt: Auf Brandenburger Seite fanden die Beamten ein Hakenkreuz auf einem Auto. In einem anderen Wagen fanden sie einen Teaser, was als Verstoß gegen das Waffengesetz geahndet wird. Und schließlich fehlte einem Fahrer die Fahrerlaubnis.

Auf Berliner Seite stellten die Beamten drei Taschen- und Trickdiebstähle fest. In einem Fall fanden Beamte bei einem Mann mehrere gestohlene Mobiltelefone. Zudem fasste die Polizei an den Kontrollstellen auf der B5 und in Schönwalde drei mit Haftbefehl gesuchte Personen, darunter ein Bulgare, der wegen Betruges gesucht wurde. Seine drei Kumpanen, die teils als Intensivtäter wegen Raubes und anderer Eigentumsdelikte registriert sind, musste die Polizei ziehen lassen.

Die Beamten sind dennoch mit dem Auftakt zufrieden. „Abschreckung ist schon ein Erfolg“, befand ein Polizist.

nbsp;Alexander Fröhlich

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