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Brandenburg: Eine ausgezeichnete Initiative wird 15 Jahre alt

„Freie Heide“ engagiert sich seit 1992 für eine friedliche Nutzung des Bombodroms bei Wittstock

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Zühlen - Die jüngste Gerichtsentscheidung war wohl ihr bislang größter Erfolg ihres Engagements gegen die militärische Nutzung des Bombodroms. Seit 15 Jahren, genauer seit dem 23. August 1992, kämpft die Bürgerinitiative Freie Heide Wittstock-Kyritz-Ruppin für eine zivile Nutzung des Geländes. Die Initiative war zwar selbst nicht als Kläger vor dem Potsdamer Verwaltungsgericht aufgetreten, ist aber untrennbar mit der Protestbewegung in der Region verbunden.

Nach der Gerichtsentscheidung vom 31. Juli darf die Bundeswehr den ehemaligen sowjetischen Truppenübungsplatz bei Wittstock vorerst nicht in Betrieb nehmen. Nach dem deutlichen Gerichtsurteil müsse nun eine politische Entscheidung folgen, sagt der Sprecher der Bürgerinitiative in Zühlen, Benedikt Schirge. Die in den Verfahren am Potsdamer Verwaltungsgericht unterlegene Bundesrepublik hat noch etwa drei Wochen Zeit, über eine Berufung zu entscheiden. Dann werde sich zeigen, ob die Proteste der Bürgerinitiative uneingeschränkt fortgesetzt werden müssten.

Vor 15 Jahren ahnte von den Gründungsmitgliedern wohl niemand, dass vor ihnen ein so langer Weg liegen würde. Die Zahl der Unterstützer und die Kraft zum Protest sei über die Jahre enorm gewachsen, sagt Schirge. Mit regelmäßigen Aktivitäten und großen Protestmärschen sei die Initiative auch bundesweit bekannt geworden.

Mit 65 Anwesenden wurde am 23. August 1992 in Schweinrich die Bürgerinitiative gegründet. Mittlerweile zähle sie rund 1000 Mitglieder, wisse aber noch weit mehr Unterstützer und Sympathisanten hinter sich, sagt Schirge. Sämtliche Kommunen um das Bombodrom hätten sich für eine friedliche Nutzung ausgesprochen, auch 250 Bürgermeister und Landräte aus der Region. Mehrere bedeutende Auszeichnungen erhielt die Initiative, etwa die Carl-Ossietzky-Medaille, den Ökumenischen Umweltpreis und den Göttinger Friedenspreis.

Die Bürgerinitiative kann nach eigenen Angaben mittlerweile auf insgesamt mehr als 300 000 Teilnehmer an ihren verschiedenen Veranstaltungen und mehr als 200 000 Unterschriften verweisen. Die jährlichen Ostermärsche in Fretzdorf seien mit etwa 10 000 Unterstützern die größten der Bundesrepublik, sagt Schirge. Insgesamt seien in 15 Jahren 105 Protestwanderungen durchgeführt worden. Hinzu kamen unter anderem Lichterketten, Diskussionsveranstaltungen, Konzerte und Mahnwachen.

Diese Aktionen und die gerichtlichen Auseinandersetzungen seien bislang sehr erfolgreich gewesen, betont Schirge. Immerhin sei 15 Jahre lang verhindert worden, dass die Bundeswehr das rund 144 Quadratkilometer große Gelände als Luft-Boden-Schießplatz in Betrieb nehmen konnte. Solange die zivile Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide jedoch nicht eindeutig festgeschrieben sei, fahre die Initiative „das volle Programm weiter“, kündigte Schirge an. Vorher könne es „kein Einknicken“ geben. Am 25. August feiert die Initiative Freie Heide in Gadow zunächst ihr Jubiläum mit einem Fest.

Die nächste große Protestwanderung ist bereits für den 28. Oktober in Flecken Zechlin geplant.

freieheide.de

Romy Richter

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