Brandenburg: Eine Bühne steckt fest
Nächste Problembaustelle: Sanierung der Staatsoper droht den Kosten- und Terminplan zu sprengen
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Berlin - Der Vorhang hebt sich nur langsam im Sanierungsprojekt Staatsoper Unter den Linden. Die Eröffnung wurde nach mehrmaligen Verschiebungen inzwischen um zwei Jahre, auf Herbst 2015 verlegt, doch ob dieser Termin gehalten werden kann, ist fraglich. Das Budget von 242 Millionen Euro reicht wahrscheinlich nicht aus. Denn auf der Baustelle gibt es Komplikationen. Der neue Projektsteuerer, die Firma Stein-Projektmanagement (SPM), prüft derzeit den aktuellen Zahlenstand. Finanzsenator Nußbaum (parteilos, für SPD) hat in seinem soeben vorgelegten Investitionsplan bis 2016 vorsorglich 38 Millionen Euro mehr eingestellt.
Seit September 2010 wird das Opernhaus saniert. Mittlerweile ist das Innere entkernt, die veraltete Bühnentechnik und die Publikumssitzreihen sind entsorgt. Ursprünglich war der Bau des Gebäudes 1741 in nur zwei Jahren fertiggestellt worden. Mit der Sanierung 270 Jahre später tut man sich schwerer. Grund ist einerseits die Abdichtung des Operngebäudes gegen das Grundwasser, andererseits gestaltet sich das Projekt des Tunnels als Verbindung zwischen Magazin- und Hauptgebäude als schwierig. Für beides muss sehr tief in die Erde hineingebaut werden.
Ende August 2012 hatte die Abgeordnete Sabine Bangert (Grüne) eine Kleine Anfrage an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gestellt. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher erläuterte in der Antwort, dass zur Sanierung auf der Sohle im Bühnenhaus eine Stahlwanne eingebracht werden müsse, die – um den Auftrieb im Grundwasser zu verhindern – in den Bestandsfundamenten zu verankern sei. „Die Auftriebssicherung der Stahlwanne gestaltet sich wesentlich aufwendiger als angenommen“, erklärte Lüscher.
Die Abdichtung gegen Grundwasser ist notwendig und unbestritten, anders verhält es sich beim Tunnelprojekt. „Ich halte den Tunnel für Unsinn“, meint der baupolitische Sprecher der Grünen-Fraktion Andreas Otto. Über die unterirdische Tunnelverbindung sollen künftig die Kulissen vom Magazingebäude zum Hauptgebäude transportiert werden. Wegen des Tunnelbaus sei es laut Otto zu den zeitlichen und finanziellen Unstimmigkeiten gekommen. Was so schlimm daran sei, die Kulissen oberirdisch zu transportieren, sei ihm nicht klar. Der Linken-Abgeordnete Wolfgang Brauer hatte von Anfang an gefordert, den aufwendigen Tunnel wegzulassen. Angesichts der reduzierten Depotflächen im Magazingebäude handele es sich bei dem Tunnelbau um „eine Geldverschwendung sondergleichen“, meint er. Die ursprüngliche Funktion des Gebäudes als Kulissendepot sei stark eingeschränkt worden: Seit November 2012 steht fest, dass Daniel Barenboim mit der Barenboim-Said-Akademie in die Räumlichkeiten einziehen wird. Eine Musikakademie, die junge Araber und Israelis zum Musizieren zusammenbringt.
Zu den neuesten Ereignissen wollte sich der Intendant der Staatsoper, Jürgen Flimm nicht äußern. Er residiert mit seinem Ensemble während des Umbaus in den Räumen des Schiller-Theaters in Charlottenburg. Aber auch das ist teuer. Durch 400 Sitze weniger werden selbst an ausverkauften Abenden rote Zahlen geschrieben. Um die Verluste zu kompensieren, wurden vor Baubeginn Rücklagen gebildet, doch diese Gelder reichen laut Senatsverwaltung nur noch bis Sommer 2014. Ursprünglich sollte die Lindenoper 2013 wieder spielbereit sein. Derzeit wird die Wiedereröffnung auf den 3. Oktober 2015 terminiert, am Bau des Tunnels hält die Senatsbaudirektorin fest. Die Kosten betragen rund 22 Millionen Euro. Ob es bei der Kosten- und Terminplanung bleibt, prüft derzeit der neue Projektsteuerer SPM, ein Ergebnis soll noch in diesem Monat vorgelegt werden.
Die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung, Daniela Augenstein, sieht keinen Grund zur Aufregung: „Es war immer klar, dass eine Sanierung im Bestand Unerwartetes mit sich bringt.“ Wie die hierdurch entstandenen Mehrkosten finanziert werden, ist allerdings noch nicht geklärt. Die ursprünglich angesetzten 242,3 Millionen Euro setzten sich zusammen aus einer Bundesbeteiligung von 200 Millionen Euro, das Land Berlin beteiligt sich mit 39,3 Millionen Euro und es gab Spenden des Vereins der Freunde und Förderer von rund drei Millionen. Ronja Spiesser
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