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Brandenburg: Eine der größten Attraktionen kommt übers Wasser

Für rund 600 000 Euro lassen die Organisatoren ein historisches Segelschiff aus dem 17. Jahrhundert nachbauen

Von Matthias Matern

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Oranienburg - Die Weltmeere lassen sich mit dem Schiff wohl nicht mehr erobern, aber als Attraktion für die Landesgartenschau in Oranienburg (Oberhavel) taugt der historische Segler aus dem 17. Jahrhundert allemal. Noch allerdings steht der Nachbau der so genannten „Goldenen Yacht“ der kurbrandenburgischen Flotte aufgebockt in der Werft von Malz, einem Ortsteil der Kreisstadt. Während Rumpf und Deckaufbauten weitgehend fertig sind, wird derzeit mit Hochdruck am goldenen Zierrat und anderen Details gearbeitet. Für Mitte April ist die Generalprobe geplant. Dann soll das Schiff erstmals in See stechen. Genauer gesagt in den Oder-Havel-Kanal. Ziel ist das rund zehn Kilometer entfernte Laga-Gelände im Zentrum der Stadt.

„Wir liegen in der Zeit, aber der Terminplan ist stramm“, räumt Mike Wedel, Stabschef bei der Landesgartenschau Oranienburg 2009 GmbH, ein. Wedel ist zuständig für eines der größten Projekte der diesjährigen Laga, der 600 000 Euro teuren Rekonstruktion der „holländischen Staatsjacht“. Denn eigentlich handelt es sich nicht um die Kopie Brandenburger Bootsbaukunst, sondern um den Nachbau eines holländischen Originals. 1678 ließ der preußische Schiffsbaumeister Peckelhering das 18 Meter lange Schiff nach Vorbild einer weit größeren Yacht des holländischen Prinzen Wilhelm III. von Oranien anfertigen. Dessen Vorfahrin wiederum, Prinzessin Louise Henriette von Oranien, war die Gemahlin des preußischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm und hatte das Landstädtchen Bötzow zu ihrer dann Oranienburg genannten Residenz ausgebaut. Ihrer niederländischen Heimat ist die Gartenschau gewidmet.

Zusammen mit mehreren Marktständen, an denen exotische Gewürze und Früchte angeboten werden, soll der jüngste Nachbau des Originals deshalb in einem kleinen Hafen auf dem Laga-Gelände an das Goldene Zeitalter der Niederlande als Handelsnation erinnern. Die Waren, die die Schiffe der Ostindischen und Westindischen Kompanie im 16. und 17. Jahrhundert aus Übersee nach Europa brachten, bescherten dem Land großen Reichtum. Im Auftrag von Louise Henriette von Oranien beförderten sie vor rund 350 Jahren exotische Pflanzen wie Spargel, Kartoffeln, Ananas und Tomaten aus Südamerika nach Europa. Diese wurden dann erstmalig in Oranienburg angepflanzt.

Bezahlt gemacht hat sich auch die Schiffs-Rekonstruktion bereits, zumindest für die zehn Mitarbeiter des Projektes. „Alle kommen aus handwerklichen Berufen und waren davor lange Zeit arbeitslos“, erläutert Wedel. Mit einer Zeitarbeitsfirma aus Hennigsdorf sei vertraglich vereinbart worden, dass alle Beschäftigten im Anschluss an die Maßnahme eine Festanstellung bekommen, so Wedel.

Das nötige Fachwissen haben sich die Laga-Organisatoren in Person von Dieter Falke an Bord geholt. Der 69-jährige Hobbybootsbauer aus Rathenow im Havelland hat einiges an Erfahrung vorzuweisen.

Zwei Wikingerschiffe und ein so genannter Kaffenkahn sind unter seiner Anleitung bereits entstanden. Zuletzt baute er an der Mosel eine römische Galeere nach. „Es macht einfach immer wieder Spaß“, sagt Falke. Die aktuelle Aufgabe sei allerdings eine ganz besondere Herausforderung. „Es gibt für die ''Goldene Yacht'' keine Konstruktionsunterlagen, keine Bauzeichnungen“, erläutert der Fachmann. Deshalb habe er auf Anleitungen aus dem Modellbau zurückgreifen müssen, die sich nicht eins zu eins übertragen ließen. Den Rest mache die Erfahrung.

Rund 30 bis 40 Stunden die Woche investiert Falke nach eigener Schätzung in das Projekt. Baubeginn war Dezember 2007. Besonders gespannt sei er auf die Testfahrt zum Laga-Gelände, sagt der Rentner. Was mit dem Schiff nach der Landesgartenschau passiere? Das stünde noch nicht fest, meint Dieter Falke. Auch Stabschef Mike Wedel weiß es nicht. „Es gibt einige Ideen, aber die müssen noch reifen.“ Aus seiner Sicht wünschenswert wäre eine Verwendung für soziale Projekte. „Zum Beispiel Ausfahrten mit Jugendgruppen“, sagt Wedel. Bootsbauer Falke jedenfalls wird ein Auge auf seine brandenburgisch-holländische Yacht haben.Matthias Matern

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