DRK in Eisenhüttenstadt: Einer geht schon
Skandalöse Zustände in Asyl-Unterkunft des DRK in Eisenhüttenstadt: Ein 26-Jähriger mit Leitungsfunktion gibt seinen Job ab.
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Eisenhüttenstadt - Nach den Vorwürfen gegen das Deutsche Rote Kreuz (DRK) zum Umgang mit Sexualstraftaten in der Erstaufnahme-Einrichtung Unterschleuse in Eisenhüttenstadt werden personelle Konsequenzen gezogen. Der bisherige Leiter Wilhelm Bachmeyer gibt seinen Posten auf. Wie berichtet sollen Mitarbeiter der Einrichtung Hinweisen auf Sexualstraftaten nicht konsequent oder gar nicht nachgegangen sein. Zudem haben die Mitarbeiter gegen Standards des DRK auf Bundesebene zum Umgang mit sexueller Gewalt und zur getrennten Unterbringung von Frauen und Männern verstoßen.
Wie eine Sprecherin des DRK-Landesverbandes sagte, habe Bachmeyer am Sonntag darum gebeten, mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden zu werden. Und er arbeite eng mit der Polizei zusammen, um die Vorwürfe aufzuklären. Bachmayer war zunächst einer von zwei Betriebsleitern in der seit August vom DRK als Notaufnahmelager betriebenen Einrichtung. Anfang Februar gingen mehrere Notunterkünfte als Außenstellen der Zentralen Erstaufnahme in den Regelbetrieb durch das DRK über. Der 26-jährige Bachmayer stieg trotz interner Vorwürfe auf und wurde Objektleiter für mehrere Standorte in Eisenhüttenstadt und Frankfurt (Oder) samt Verantwortung für mehr als 4000 Asylsuchende. Pikant an der Personalie Bachmayer sind auch die familiären Bande: Sein Vater ist Vorstandschefs des DRK-Kreisverbands Märkisch-Oder-Havel-Spree, der die Unterkünfte betreibt.
Der DRK-Landesverband verschärft indes intern seine Gangart zur Aufklärung der Affäre. Am Montag setzte der Landesvorstand ein Krisenteam ein, dem neben Mitarbeitern des Landesverbandes auch ein Vertreter des Bundesverbandes und ein Justitiar angehören wird. Der Präsident des DRK-Landesverbands, Frank- Walter Hülsenbeck, hatte angekündigt, dass die Vorwürfe rückhaltlos aufgeklärt werden sollen. Das Innenministerium hatte zuvor auf die Einhaltung des Betreibervertrags gepocht, wozu die Gewährleistung der Sicherheit von Frauen vor sexueller Gewalt zählt.
Wie berichtet haben DRK-Mitarbeiter haben nach PNN-Recherchen am Standort Unterschleuse über Monate die Richtlinien des DRK zum „effektiven Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt“ missachtet und Hinweise auf Sexualdelikte ignoriert. Trotz mehrfacher Aufforderung von Mitarbeitern vermied es die Einsatzleitung, klare Standards zu formulieren, wie es beim DRK üblich ist.
Ein beim DRK beschäftigter Dolmetscher soll seit Oktober mehrere Mitarbeiterinnen des DRK sexuell belästigt haben. Auch die Leitung erfuhr von Mitarbeitern davon, schritt jedoch nicht gegen den Libanesen ein. Er war erst am 22. Januar auf Druck der Zentralen Ausländerbehörde suspendiert worden. Bei der Polizei liegen zehn Anzeigen gegen den Mann vor, die Staatsanwaltschaft ermittelt, auch wegen Drogenhandels. Dem Mann wurde intern auch vorgeworfen, Flüchtlinge falsch beraten, falsch übersetzt und sich rassistisch geäußert zu haben. Zudem gab es Hinweise über Prostitution und Hehlerei. Zudem war am 3. Januar eine Kenianerin offenbar von zwei Afghanen vergewaltigt worden. DRK-Mitarbeiter verhinderten, dass die Polizei sofort alarmiert wurde.
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