Brandenburg: Einkaufstouristen fahren mit dem eigenem Auto Slubicer Taxifahrer fühlen sich als Opfer von Schengen
Frankfurt (Oder)/Slubice - Am Taxistand gleich hinter der Stadtbrücke von Frankfurt (Oder) nach Slubice warten 15 Fahrzeuge auf Fahrgäste. Ganz vorne steht der Wagen von Andrzej.
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Frankfurt (Oder)/Slubice - Am Taxistand gleich hinter der Stadtbrücke von Frankfurt (Oder) nach Slubice warten 15 Fahrzeuge auf Fahrgäste. Ganz vorne steht der Wagen von Andrzej. Seit sechs Stunden warte er auf Kundschaft, sagt er. Obwohl es schon Mittag ist, sei er noch nicht eine Tour gefahren. „Das Geschäft läuft so schlecht wie nie“, klagt Andrzej, der seit 20 Jahren Taxi fährt. Die umstehenden Kollegen machen das vor allem an der seit sechs Wochen offenen Grenze fest. Sie fühlen sich als „Opfer von Schengen“, wie sie sagen.
„Für uns war es besser, als es noch Grenzkontrollen gab“, sagt Andrzej. Damals mussten Autofahrer Richtung Polen oft eine halbe Stunde, teils sogar noch länger vor der Frankfurter Stadtbrücke warten. Da parkten viele Einkaufstouristen ihre Fahrzeuge lieber gleich auf Frankfurter Seite, kamen zu Fuß über die Brücke und ließen sich dann von den Slubicer Taxifahrern zum Grenzbasar kutschieren.
Seit es keine Warteschlangen mehr gibt, würden viele deutsche Besucher gleich im eigenen Wagen oder auch im deutschen Taxi nach Polen durchfahren.
Fuhr Andrzej früher in einer Zehn-Stunden-Schicht drei bis vier Touren zum Basar, so sei es heute oft nur eine Runde am Tag. Lediglich samstags herrsche etwas mehr Betrieb. Angesichts der gestiegenen Kraftstoffpreise bleibe kaum etwas an Gewinn über. „Wir haben doch keine andere Arbeit“, klagt ein Kollege. Er hofft auf die Zeit vor Ostern, wenn erfahrungsgemäß wieder mehr Deutsche auf die Grenzmärkte kommen.
Der Studentenbus, der derzeit für zwei Wochen zur Probe zwischen Frankfurt und Slubice pendelt, stört die Taxifahrer nicht. Die Linie dürfen aus rechtlichen Gründen allein Studierende nutzen. Doch die zweisprachige Aufschrift „Wir Studenten machen''s vor“ gibt zu denken. Mit dem Projekt will der Allgemeine Studentische Ausschuss der Viadrina seine Forderung nach einer grenzüberschreitenden Buslinie für alle Bürger untermauern. „Ein Bus vom Frankfurter Bahnhof zum Grenzbasar wäre das Aus für uns“, glaubt Andrzej.
Für die Frankfurter Taxifahrer hat die offene Grenze bisher nicht so große Auswirkungen. Polnische Kollegen kämen jetzt öfter nach Deutschland, hat der Vorsitzende der Vereinigung Funktaxi, Rainer Specht, beobachtet. Andererseits würden deutsche Taxis häufiger über die Grenze nach Slubice fahren, meist zum Grenzbasar, aber auch zu Restaurants oder Studentenwohnheimen. Insgesamt halte sich das die Waage. „Wir sind zufrieden, dass es jetzt schneller über die Grenze geht“, sagt der Funktaxi-Chef.
Mitunter würden gar Polen, die zum Frankfurter Bahnhof wollen, erst über die Grenzbrücke gehen und auf deutscher Seite ins Taxi steigen. Specht vermutet, dass das mit den Pauschalpreisen der polnischen Kollegen zusammenhängt, die teilweise höher als die Frankfurter Tarife seien. Deutsche Taxifahrer dürfen nach seinen Angaben zwar nach Polen fahren, dort aber keine an der Straße winkenden Fahrgäste aufnehmen. Gleiches gelte für die polnischen Kollegen in Frankfurt.
Eine grenzüberschreitende Buslinie würde auch für die deutschen Taxifahrer zusätzliche Konkurrenz bedeuten. „Wir wären da nicht so begeistert“, sagt Specht, der darauf verweist, dass öffentlicher Nahverkehr subventioniert werde, ein Taxiunternehmer aber die Kosten selber tragen müsse.
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