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Beim Abriss der Stasi-Zentrale wurden 30 Meter laufende Akten entdeckt.

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Brandenburg: Einmaliger Fund von Stasi-Akten Bauarbeiter fanden bei Abriss Unterlagen-Konvolut

Cottbus/Frankfurt (Oder) - Nach dem Fund unzähliger Stasi-Akten in Cottbus 25 Jahre nach dem Mauerfall läuft die Sichtung der Unterlagen auf Hochtouren. Das Material werde von Archivaren „Seite für Seite gelesen“, sagte der Leiter der Außenstelle der Stasi-Unterlagenbehörde in Frankfurt (Oder), Rüdiger Sielaff, am Donnerstag.

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Cottbus/Frankfurt (Oder) - Nach dem Fund unzähliger Stasi-Akten in Cottbus 25 Jahre nach dem Mauerfall läuft die Sichtung der Unterlagen auf Hochtouren. Das Material werde von Archivaren „Seite für Seite gelesen“, sagte der Leiter der Außenstelle der Stasi-Unterlagenbehörde in Frankfurt (Oder), Rüdiger Sielaff, am Donnerstag. Bauarbeiter hatten die Papiere in der ehemaligen Stasi-Bezirkszentrale am Nordrand von Cottbus entdeckt.

Die Auswertung der Akten – ein Bestand von 30 Metern – werde wohl Monate dauern, sagte Sielaff. Erst rund die Hälfte sei gesichtet. Verhörprotokolle und andere Privatakten seien bislang nicht gefunden worden, es handele sich vor allem um Bauunterlagen. Sie belegen die Geschichte des Gebäudes vom ersten Bunkerbau bis zum Archivbau.

Sielaff sprach von einem „kleinen Sensationsfund“. Die Unterlagen verrieten viel über Struktur und Arbeitsweise in der einstigen Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Verhören, bespitzeln, verhaften: Die Bezirksverwaltungen seien „das MfS vor Ort“ gewesen, sagte Sielaff.

Das frühere DDR-Ministerium für Staatssicherheit in Berlin hatte 15 Bezirksverwaltungen. Nach dem Mauerfall wurden sie nach und nach geschlossen. Als erste MfS-Außenstellen hatten am 10. Dezember 1989 die Bezirksverwaltungen in Neubrandenburg und Suhl ihre Tätigkeit eingestellt.

In der früheren Stasi-Bezirkszentrale im Cottbuser Norden, die derzeit abgerissen wird, arbeiteten einst rund 1500 Mitarbeiter des MfS. Cottbus galt als Stasi-Hochburg. Der mehrgeschossige Plattenbau wurde nach der Wende zunächst von der Oberfinanzdirektion genutzt. Seit 2004 stand der Komplex leer. Mitte Februar hatte der Abriss des früheren Verwaltungsgebäudes der DDR-Staatssicherheit begonnen. Nun soll auf dem Areal eine neue Eigenheimsiedlung entstehen. Der Bebauungsplan sieht ein „innenstadtnahes Wohnquartier“ mit fast 70 Eigenheimen vor.

Die gefundenen Aktenberge werden in der Außenstelle der Stasi-Unterlagenbehörde in Frankfurt (Oder) archiviert. Dass andernorts noch mehr Zeugnisse der untergegangenen DDR-Diktatur schlummerten, sei wahrscheinlich, sagte Leiter Sielaff. Ob in privater Hand oder bei Institutionen: Besitzer von Stasi-Material hätten grundsätzlich eine Rückgabepflicht. dpa

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