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Brandenburg: Eisenkette von Brücke gehängt – Haftstrafen Berliner Gericht wertet die Tat als Mordversuch

Berlin - Die Eisenkette, die Dennis G. und Enrico K.

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Berlin - Die Eisenkette, die Dennis G. und Enrico K. von einer Pankower Brücke über der A10 baumeln ließen, bringt sie für lange Zeit hinter Gitter. Das Landgericht Berlin sprach die 23 und 20 Jahre alten Angeklagten gestern des Mordversuchs an Autofahrern schuldig. Gegen G. ergingen sieben Jahre Haft, K. wurde zu einer Jugendstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt. „Wir müssen die enorme Gefährdung berücksichtigen“, sagte der Vorsitzende Richter. Deshalb kämen Bewährungsstrafen nicht infrage.

Die Angeklagten hatten am 18. Mai an einer Fußgängerbrücke eine über neun Meter lange Eisenkette befestigt. An ihrem Ende montierten sie obendrein eine Stahlplatte. 75 Zentimeter lang, einen halben Meter breit. Gegen 19 Uhr stieß Dennis G. die mörderische Konstruktion in die Tiefe. „Sie begingen die Tat vermutlich aus Langeweile“, hieß es im Urteil. In seiner Aussage hatte G. erklärt, dass zwar „etwas passieren“ sollte. Doch sie hätten nicht daran gedacht, dass „etwas Schlimmes passieren könnte“.

Die Richter wollen mit den langjährigen Haftstrafen ein deutliches Zeichen setzen. Ein solcher Anschlag sei heimtückisch, befanden sie. „Den Angeklagten war klar, dass die Autofahrer nicht mit einem solchen Hindernis rechneten, arg- und wehrlos waren.“ Nur glücklichen Umständen und beherzten Reaktionen von Autofahrern sei es zu verdanken, dass es nicht zu einer Katastrophe kam wie zwei Monate zuvor in Oldenburg, als ein Holzklotz von einer Autobahnbrücke geworfen und eine Beifahrerin getötet wurde.

Auf der A10 in Pankow zog ein Mercedes-Fahrer im letzten Moment nach links, die Stahlplatte schabte über die Motorhaube. Kurz darauf kam ein VW Passat. Im Auto saßen Eltern mit ihrem vierjährigen Kind. Die Frau konnte mit Mühe auf die stark befahrene linke Spur wechseln. Die pendelnde Kette sprengte noch den rechten Außenspiegel weg, bevor sie die Heckscheibe eines Mercedes durchschlug. Die abgerissene Verkleidung des Spiegels flog einem Mercedes Cabrio entgegen, dessen Fahrer nur durch ein gefährliches Manöver ausweichen konnte.

Die Täter, beide ohne Berufsausbildung und ohne festen Job, kehrten nach einer Stunde an den Tatort zurück und sahen sich alles interessiert an. Dabei fielen sie Zeugen auf. Wenig später wurden sie festgenommen und legten Geständnisse ab. Sie sprachen von einer „spontanen Tat“. Die Idee mit der Eisenkette kam vom Jüngeren, der Ältere setzte mit der Stahlplatte noch eins drauf. Er habe doch „lediglich mit Sachschäden gerechnet“, beteuerte der wegen Körperverletzung vorbestrafte Dennis G. im Prozess.

„Das war eine hochgefährliche Tat, ein Verbrechen, kein dummer Jungenstreich“, hielt das Gericht dem entgegen. Auch wenn die Aktion durch Zufall äußerlich glimpflich ausging, habe sie tiefe Spuren hinterlassen: „Angstgefühle, Albträume bei dem Kind, bei den Erwachsenen, die bei jeder Brücke an dieses Geschehen denken.“ Kerstin Gehrke

Kerstin Gehrke

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