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Brandenburg: Elf Flugzeuge und vier Frauen

Saudischer König Abdullah auf Berlin-Besuch – Bundeskanzlerin Merkel persönlich empfing gestern den Gast

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Berlin - Diese Mühe macht sich die Kanzlerin sonst so gut wie nie. Aber um dem saudischen König Abdullah ein besonders Zeichen der Ehrerbietung zu geben, fuhr Angela Merkel gestern Nachmittag eigens zum militärischen Teil des Flughafens Berlin-Tegel. Dort empfing sie den „Hüter der beiden Heiligen Stätten“ des Islam von Mekka und Medina.

Es reiste an diesem regnerischen Nachmittag auch nicht irgendwer aus dieser Welt nach Berlin. Das wäre auch einem mit den politischen Kräfteverhältnissen im arabischen Raum nicht so vertrauten Beobachter aufgefallen. König Abdullah und sein Gefolge kamen nicht mit einer oder zwei Maschinen an, wie sonst bei auch hochrangigen Staatsgästen üblich. Als endlich alle Jets mit saudischen Hoheitszeichen gelandet waren, wurden auf den ersten Blick nicht weniger als fünf Maschinen gezählt, es wurden zuletzt elf. Im Vergleich mit dieser Staffel reist selbst US-Präsident George W. Bush mit dem Hofstaat eines Provinzfürsten.

Abdullah ist nicht nur der Herrscher über eines der reichsten Länder der Welt. Merkel hofiert ihn auch aus einem weit wichtigeren Grund. Der Mann mit der Brille und dem markanten Bart ist eine der Schlüsselfiguren, die tatsächlich dazu beitragen könnten, dass es eines Tag Frieden geben könnte zwischen Israelis und den Palästinensern. Erst im Frühjahr bekräftigte die Arabische Liga in Riad seinen Friedensplan, den der heute 83-Jährige schon 2002 vorgelegt hatte. Israel muss sich in die Grenzen von 1967 zurückziehen. Die palästinensischen Flüchtlinge müssten in ihre Heimat zurückkehren dürfen.

Wer auf ein persönliches Wort des Königs für die Öffentlichkeit gehofft hatte, wurde aber enttäuscht. Eine Pressekonferenz? Nein, die gab es nicht. Wie bereits bei Merkels Besuch in Riad im Februar. Auch da hatten die mitreisenden Journalisten den König nicht zu Gesicht bekommen. Ihnen blieb die Nachricht, Merkel habe zwölf goldene Kamele geschenkt bekommen. Der König blieb auch in Berlin geheimnisvoll. Mehr als die diplomatischen Hintergründe interessierten die Berliner schon seit Tagen die Begleitumstände. Einige Zaungäste, darunter auch Demonstranten, die mangelnde Demokratie und Achtung der Menschenrechte in Saudi-Arabien beklagten, verfolgten die Vorfahrt der vielen, vielen schwarzen Limousinen vor dem Hotel Adlon am Brandenburger Tor. Dort nächtigt der Herrscher bis Freitag vermutlich in der gut gesicherten Präsidentensuite. Eine weitere Frage blieb indes offen: Ob er denn tatsächlich wirklich vier Ehefrauen mitgebracht hat? Ulrich Scharlack

Ulrich Scharlack

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