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Von Peter Jähnel: Elf Verletzte beim Karnevalszug in Cottbus

Es sollte ein fröhlicher Karnevalsumzug werden. Doch dann überschattete ein Unfall das Spektakel

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Cottbus - Beim größten ostdeutschen Karnevalszug sind am Sonntag in Cottbus durch ein umstürzendes Gerüst elf Menschen verletzt worden, zwei von ihnen schwer. Wie die Feuerwehr mitteilte, wurde alle zunächst ins Krankenhaus gebracht. Lebensgefahr bestand nicht. Die Veranstaltung mit mehr als 4000 Aktiven ging trotz des Unglücks weiter.

Unbemerkt von den meisten Teilnehmern war kurz vor der Halbzeit des vierstündigen Spektakels eine Kabelbrücke an der Feststrecke umgestürzt. Vermutlich sei einer der Festwagen gegen das Stahlgestell geraten, hieß es. Oberbürgermeister Frank Szymanski (SPD) besuchte die Verletzten im Krankenhaus. Polizeisprecher Torsten Wendt sagte, die genaue Ursache des Unglücks werde noch ermittelt. Der Zwischenfall mit zwölf verletzten Zuschauern ereignete sich kurz nach 14.00 Uhr, als der Zug die Strecke zwischen der Wernerstraße und dem Staatstheater Cottbus passierte.

Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) nannte den Unfall am Abend eine „tragische Facette eines ansonsten von Frohsinn gekennzeichneten Tages“. Oberbürgermeister Szymanski und die Veranstalter hätten in schwieriger Situation entschlossen und ohne eine Spur von Panik reagiert. „Die Entscheidung, den Zug fortzusetzen, war verantwortungsbewusst. Mein Mitgefühl gilt den Verletzten. Ich wünsche allen baldige und vollständige Genesung.“

Dabei hatte alles so fröhlich angefangen. Mehr als 4000 bunt kostümierte Funkengarden und andere Narren zogen bei Sonnenschein durch ein dichtes Spalier von Schaulustigen. Zehntausende Menschen säumten die mehrere Kilometer langen Strecke. An dem 20. „Zug der fröhlichen Leute“ seit der Wende beteiligten sich neben Brandenburger Jecken auch Aktive aus Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Das Motto lautete „Lasst Narren regieren, dann wird das Land funktionieren.“ Erstmals waren närrische Gäste aus dem Nachbarland Polen von der Kleinstadt Zary dabei. An der Spitze winkte das Prinzenpaar des Karneval-Verbandes Lausitz (KVL), Axel I. und Kathrin I., dem Volk huldvoll zu. Funkenmariechen zeigten flotte Tanzeinlagen, und immer wieder erscholl der märkische Schlachtruf „Cottbus, Lausitz, Brandenburg – helau!“ Schokolade, Bonbons und andere Kamelle flog durch die Luft, aber nur wenig Konfetti. Auf der Bühne vor dem Gebäude des Staatstheaters hatten sich die Ehrensenatoren des KVL und ihre Gäste versammelt, darunter der Cottbuser Oberbürgermeister Frank Szymanski und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (beide SPD). „Ich bin etwa jedes zweite Jahr beim Cottbuser Karnevalumzug dabei – Cottbus steckt an“, sagte Platzeck der Moderatorin Madeleine Wehle vom RBB-Sender, der den Festumzug wieder live übertrug. Auf der mehrere Kilometer langen Strecke durch die mit 100 000 Einwohnern größte Lausitzstadt waren mehr als 120 geschmückte Fahrzeuge, acht Kutschen und etwa 20 Pferde unterwegs. Neun Spielmannszüge und stimmungsvolle Musik aus vielen Lautsprecherboxen heizten die Stimmung an. Einige Vereine nahmen mit ihren fantasievollen Motivwagen aktuelle Themen aufs Korn. Besonders gefrotzelt wurde der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der nach Plagiatsvorwürfen wegen seiner Doktorarbeit zurückgetreten war. Der Carneval-Club aus Neupetershain (Spree-Neiße) präsentierte auf seinem Wagen eine übergroße CD aus Pappe und Guttenbergs Foto. „Diese CD ist deshalb so groß, weil dort so viele abgeschriebene Stellen von Guttenbergs Doktorarbeit abgespeichert sind“, sagte Jürgen Pufe von dem Verein. Der Verein Cottbuser Karneval zog auch über den umstrittenen Biosprit E 10 her. Auf einem Spruchband stand „E 10 – wir kriegen euch alle! Denn tanken müsst ihr doch!“ (mit dapd)

Peter Jähnel

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