Brandenburg: Elite-Sportschulen auf dem Prüfstand Auch die vier Brandenburger Standorte unter der Lupe / Wirbel um Kritik von Kanutin Fischer
Potsdam/Köln - Einigen der 38 Eliteschulen des Sports in Deutschland droht nach dem insgesamt mäßigen Abschneiden der deutschen Athleten bei den Olympischen Spielen in Athen ein Blauer Brief. „Sämtliche Einrichtungen werden einer genauen Prüfung unterzogen, die Ergebnisse kommen in den nächsten vier bis sechs Wochen auf den Tisch“, sagte Ulrich Feldhoff, Vorsitzender des Bereichs Leistungssport im Deutschen SportBund (DSB), im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Talente zu Siegern“ in Köln.
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Potsdam/Köln - Einigen der 38 Eliteschulen des Sports in Deutschland droht nach dem insgesamt mäßigen Abschneiden der deutschen Athleten bei den Olympischen Spielen in Athen ein Blauer Brief. „Sämtliche Einrichtungen werden einer genauen Prüfung unterzogen, die Ergebnisse kommen in den nächsten vier bis sechs Wochen auf den Tisch“, sagte Ulrich Feldhoff, Vorsitzender des Bereichs Leistungssport im Deutschen SportBund (DSB), im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Talente zu Siegern“ in Köln. Von der Prüfung nicht ausgenommen sind die vier Eliteschulen des Sports im Land Brandenburg in Potsdam, Cottbus, Frankfurt/Oder und Luckenwalde. Laut Andreas Gerlach, Hauptgeschäftsführer des Landessportbundes Brandenburg (LSB), bestehe jedoch für drei der Einrichtungen (Frankfurt, Cottbus, Potsdam) keine Gefahr. „Aber auch Luckenwalde muss sich mit Blick auf die Ergebnisse im Nachwuchsbereich aus meiner Sicht keine Sorgen machen“, so Gerlach. Laut Feldhoff wird es bei der Überprüfung vor allem um die Effizienz der zielorientierten Talentförderung gehen: „Einigen Eliteschulen wird möglicherweise der Status aberkannt, andere rücken von der Warteliste nach.“ Absolventen der Eliteschulen stellten in Athen 30 Prozent der deutschen Olympiamannschaft und gewannen 60 Prozent der insgesamt 48 deutschen Medaillen. Andreas Gerlach vom Brandenburger LSB warnte davor, die Schulen allein als Goldmedaillenschmiede für olympische Spiele zu betrachten. An Eliteschulen hätten Schüler bis zum Abitur sehr gute Bedingungen für den Leistungssport, danach erfolge die Betreuung über die Olympiastützpunkte. Vor allem nach Abschluss der Schule würden viele Talente aus berufsorientierenden Gründen den Leistungssport als erweitertes Hobby betreiben. Merkmale der Eliteschulen sind die räumliche Konzentration von Sport, Schule und Ganztagsbetreuung im Teilinternat sowie Wohnen im Internat. Im Mittelpunkt stehen neben der schulischen Ausbildung die Nachwuchsförderung mit homogenen, leistungsstarken Trainingsgruppen und qualifizierten Trainern. Die Kriterien für diese Einrichtungen sollen nun vom „Arbeitskreis Eliteschulen“ des DSB straffer formuliert und überwacht werden. Nach Ansicht von Feldhoff muss die Talentförderung wesentlich systematischer gestaltet werden: „Sie ist immer noch von zu vielen Zufälligkeiten abhängig. Es werden nach wie vor zu viele talentierte Kinder nicht erfasst.“ Die achtmalige Kanu-Olympiasiegerin Birgit Fischer, einst an der Kinder- und Jugendsportschule in Potsdam, hatte erst vor wenigen Tagen den Zustand der Eliteschulen kritisiert: „Mein Sohn war auf einer solchen Schule, da standen sie auf dem Schulhof rum und haben geraucht und gekifft. In einer Klasse sind nur noch maximal zehn Prozent Leistungssportler.“ Ihr Sohn Ole besuchte eine der drei Eliteschulen in Berlin. DSB-Mann Feldhoff stellt sich uneingeschränkt hinter seine Vorzeigeathletin Fischer: „Ich muss leider sagen, dass Birgit Fischer Recht hat.“ In Potsdam verwahrt man sich gegen Aussagen, wie die von Fischer. Von den 600 Schülern gebe es zehn, die offiziell, aber außerhalb des Schulhofes, rauchen, so Schulleiter Klaus Rüdiger Ziemer. Zudem hätten zuletzt nur zwölf der 330 im Internat lebenden Sportschüler wegen fehlender leistungssportlicher Perspektive die rote Karte gezeigt bekommen. Immerhin sammelten in den vergangenen Jahrzehnten 63 Potsdamer Absolventen 116 Medaillen bei Olympischen Spielen, davon 63 Goldene. Finanziert werden die Sport-Eliteschulen vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV). Sie sind ein zentraler Baustein der Nachwuchsförderung. Der DSGV-Vorsitzende, Dietrich H. Hoppenstedt, erklärte die Bereitschaft zur Ausweitung des Förderengagements, machte dies aber noch von verschiedenen Faktoren abhängig. Bern/Brunzlow/Meyer
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