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Brandenburg: Ende eines Symbols

Der Tränenpalast am Berliner Bahnhof Friedrichstraße schließt Ende September

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Berlin - „Es gibt kein besseres Symbol für den Wandel in der deutschen Hauptstadt“ – so wirbt der Berliner Tränenpalast im Internet. Es ist ein Zitat aus einer New Yorker Zeitung und soll den weltweiten Bekanntheitsgrad des Hauses belegen. Ende September ist Schluss mit dem Symbol.

Der Hamburger Investor Harm Müller-Spreer, dem das Gebäude und das umliegende Gelände gehört, teilt mit, dass der Insolvenzverwalter der Veranstaltungsstätte den Mietvertrag gekündigt hat, „weil er das Risiko nicht mehr tragen wollte“. Müller-Spreer will bis 2008 auf dem Spreedreieck neben dem Bahnhof Friedrichstraße ein zehnstöckiges Bürohaus hochziehen. Die Kündigung des Vertrages, sagt er, sei eigentlich „ideal“, so könne man den denkmalgeschützten Tränenpalast für zwei bis drei Millionen Euro komplett sanieren,auch einen Stadtplatz bauen, „alles in einem Rutsch.“

Das Bauwerk, sagt er, soll dann wieder für die Kultur zur Verfügung stehen, darauf habe er sich vertraglich mit dem Land Berlin verpflichtet. Bei der Neuvermietung könne es durchaus sein, dass auch der bisherige Mieter wieder zum Zug kommt. Der bisherige Betreiber, Marcus Herold, sagt gestern dazu nichts. Ein Neubau um den Tränenpalast herum – das schien bislang beschlossene Sache. Immerhin gibt es Programmankündigungen über den September hinaus.

Von Torsten Wöhlert aus der Senatskulturverwaltung kommen bedauernde Worte. Er spricht vom hohem Symbolgehalt des Hauses und davon, dass sich die Behörde in den vergangenen Jahren wiederholt für den Betreiber engagiert habe. „Aber wir konnten kein Geld geben.“ Und Alice Ströver von den Grünen im Abgeordnetenhaus findet, dass der Tränenpalast ausbaden muss, was der Senat verbockt hat. Jeder Bauspekulant werde besser behandelt als eine Kultureinrichtung, „die seit 15 Jahren einen wichtigen Platz im nicht öffentlich geförderten Kulturangebot einnimmt.“

Müller-Spreer sagt, es gebe Bewerber, aber keiner habe bislang ein tragfähiges Konzept geboten. Der Tränenpalast, dem eine anständige Heizung, eine richtige Verglasung und Schall- und Wärmeschutz fehlten, könne nun so gründlich saniert werden, wie das bei laufendem Betrieb nicht möglich gewesen wäre.

Das Gebäude war 1961 / 62 als Ost-Berliner Grenzabfertigungsstelle gebaut worden. Viele Familien nahmen hier tränenreich Abschied. Abschied nimmt nun der alte Tränenpalast selbst.C. v. L.

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