
© Bodo Marks/dpa
Brandenburg: Endlich die Ostergeschenke
Die Post hat Probleme, die Post zuzustellen. Jetzt streiken Mitarbeiter mal wieder gegen Lohnsenkungen
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Potsdam/Berlin - Postkunden brauchen dieser Tage starke Nerven. Zwölf Tage wartete ein Mann auf seine Medikamente – bestellt im Internet. Ebenfalls im Internet konnte er auf der Seite „Sendungsverfolgung“ sehen, wo sie abgeblieben waren: in einem Paketzentrum der Post. Und rührten sich dort nicht vom Fleck. Auch Bodo Schulz musste mehrere Tage lang feststellen, dass seine bestellten Ersatzteile in einem Lieferfahrzeug der Post lagen – und dort blieben. Zustellversuche habe es nicht gegeben. Keine Einzelfälle.
Tausende von Sendungen stapelten sich derzeit in den Paketzentren, sagte Benita Unger von der Gewerkschaft Verdi am Donnerstag dieser Zeitung. Verursacht durch Streiks, aber vor allem durch eine Umorganisation bei der Post, derzufolge jetzt Zusteller fehlten. Verschärft wird die Lage, weil am Donnerstagnachmittag erneut in den Paketzentren in Börnicke (Havelland) und Rüdersdorf (Märkisch Oderland) gestreikt wurde. Dort werden die Sendungen von und nach Berlin sortiert – täglich rund 260 000. Die Postmitarbeiter kämpfen bei dem Unternehmen gegen Lohnsenkungen und für kürzere Arbeitszeiten.
Die Post hat Anfang April einen Teil der Zustellung ihrem neu gegründeten Tochterunternehmen DHL Delivery übertragen. Dorthin sollten Mitarbeiter wechseln, die bisher beim Mutterkonzern nur einen befristeten Vertrag hatten. 400 solcher Stellen habe es allein in Berlin gegeben, sagte Unger. Und nicht alle Mitarbeiter hätten das Angebot – mit geringeren Bezügen – angenommen.
Postsprecherin Anke Blenn bestätigte, dass es einen Personalengpass gibt. Er sei aber vor allem auf einen hohen Krankenstand zurückzuführen, der in Berlin im Moment überdurchschnittlich hoch sei. Ähnlich hatte die Post im Dezember argumentiert, als in Teltow tagelang keine Post zugestellt wurde und mehrere Bürger sich ihre Briefe deshalb selbst im Verteilzentrum abholten. Laut Blenn sei die Region Berlin-Brandenburg auch von den vergangenen Streiks besonders betroffen gewesen. Sie bestätigte außerdem, dass Zustelltouren verändert worden sind, wodurch sich die Bereiche zum Teil nach Angaben von Unger auch vergrößert haben. Ein Zusteller sagte, er habe rund 200 Sendungen im Fahrzeug; eine Menge, die er auch beim besten Willen nicht bei einer Tour zustellen könne. Häufig wird deshalb auch erst gar kein Versuch unternommen. Stattdessen gibt’s die Mitteilung, man könne die Sendung in einer Postfiliale abholen.
Und dort kann es dann weitere Überraschungen geben. Die Post hat ihre Filialen aufgegeben. Die Aufgaben haben private Agenturen oder die ehemaligen Kollegen der Postbank in ihren Finanzcentern übernommen. Doch auch die Postbanker sind im Ausstand. Am Mittwoch stimmten sie ab, ob es nach Warnstreiks jetzt zu einem regulären Streik kommen soll. Die Filialen waren deshalb geschlossen. Auf der von der Post eingerichteten Internetseite mit Streikinfos war davon aber nichts zu lesen.
Bodo Schulz, dessen Ersatzteile im Zustellfahrzeug gelegen hatten, machte extra früher Schluss auf der Arbeit, um die Sendung in der Filiale abzuholen – und stand vor verschlossenen Türen. Die Post habe auf ihrer Seite dazu nichts mitgeteilt, weil Post und Postbank nicht mehr zusammengehörten, sagte Blenn.
Ende des Jahres sollen die Zustellprobleme behoben sein, sagte die Postsprecherin. Vielleicht kommen dann ja die Weihnachtspäckchen pünktlich an. Klaus Kurpjuweit
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