zum Hauptinhalt
Zivilprotest. Auch durch Proteste wie hier in Finowfurt (Barnim) wurden zahlreiche Neonazi-Konzerte verhindert.

© dpa

Brandenburg: Erfolgreicher Kampf gegen Neonazi-Musik Brandenburgs setzt die meisten Songs auf Index

Potsdam - Die Namen der Bands klingen abstrus, ihre Musik ist gefährlich. Wie etwa bei „DJ Himmler“ mit seiner CD „Parteitag 1933“.

Stand:

Potsdam - Die Namen der Bands klingen abstrus, ihre Musik ist gefährlich. Wie etwa bei „DJ Himmler“ mit seiner CD „Parteitag 1933“. Oder die Alben „Hakenkreuz“ und „Progrom Ritual“ von „Order of the Death’s Head“, schließlich Platten der Band „Kaltes Judenleder“. Diese Neonazi-Alben, insgesamt 38, landeten in diesem Jahr auf dem Index – auf Antrag des Landeskriminalamtes Brandenburg (LKA). Damit bleiben Brandenburgs Sicherheitsbehörden im Kampf gegen rechtsextremistische und gewaltverherrlichende Musik bundesweit führend.

Kein anderes Bundesland ließ so viele Musiktitel auf den Index setzen. Insgesamt 652 Tonträger habe das LKA seit 2004 der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien gemeldet, teilte das Potsdamer Innenministerium am Montag mit. Dies sei mit Abstand der bundesweite Spitzenwert. Auch die Erfolgsquote des LKA ist hoch: Bislang seien mehr als 90 Prozent aller Anträge erfolgreich gewesen.

2014 regte Brandenburgs Polizei an, 57 Tonträger (2013: 63) auf den Index zu setzen. In 41 Fällen (2013: 37) geschah dies bereits; 12 Anträge werden laut Ministerium noch geprüft. Den Schwerpunkt bildete mit 49 Verfahren (2013: 49) erneut rechtsextremistische Musik. 38 CDs der Neonazi-Szene (2013: 28) wurden bereits verboten. Nur zwei CDs kamen nicht auf den Index.

Musik sei ein beliebtes Mittel von Extremisten, junge Leute anzusprechen und für die rechtsextreme Szene zu gewinnen. Diese Art der Verführung müsse durch Aufklärung und Repression verhindert werden, betonte Innenminister Karl-Heinz-Schröter (SPD). Hemmungslose Hetze, Gewaltverherrlichung und Naziparolen seien nicht hinzunehmen.

Tatsächlich sind viele Titel offen nationalsozialistisch, antisemitisch und rassistisch. So singen etwa „Die volkstreuen Jungmannen“ in ihrem Song „Nigger“: „Auf die Knie, ab in den Dreck. Ihr bekommt dann alle Nummern und ne Kette um den Fuß. (...) Die Frauen werden abgefackelt, brennen lichterloh. Die Kinder zerstückeln wir, verfüttern sie im Zoo.“ Die Band „Kaltes Judenleder“ singt in ihrem gleichnamigen Song: „Sieg Heil. Unsere Trommeln sind gebaut aus weißer Judenhaut () Wir haben auch schon Zecken zu uns eingeladen. (...) Die Schwulen hätten wir doch fast vergessen.“ Oder die Gruppe „Blutkult“ in ihrem Titel „Offensive“: „Wir befreien Germanien von unreinem Blut () Untermensch – verrecke. Ausgerottet sei dein Mistvolk. Da hilft dir auch nicht dein Gold. Hexagramm – zerfalle“.

Laut Verfassungsschutz gibt es 24 rechtsextremistische Bands im Land. Zudem habe sich die Szene an 14 CD-Produktionen beteiligt. Gegen Neonazi-Konzerte gingen Polizei und Verfassungsschutz gezielt vor: Acht von elf Konzerten und Liederabenden der rechtsextremistischen Szene wurden den Angaben zufolge verhindert.

Zuletzt sei dies kurz vor Weihnachten in Gramzow (Uckermark) geschehen. Dort wollten Neonazis auf einem Landwirtschaftsgelände in der Nacht zum 21. Dezember Wintersonnenwende feiern. Der Konzertraum war bereits vorbereitet und mit Getränkevorräten für mehrere Hundert Personen und einem entsprechenden Verkaufstresen ausgestattet. Veranstalter des Neonazi-Konzerts war ein einschlägig bekannter 46-jähriger Mann aus Mecklenburg-Vorpommern.

In den vergangenen zwölf Monaten fielen auch wieder linksextremistische Bands durch Hass- und Gewaltmusik auf. Aus Sicht der LKA-Beamten gehören aus diesem Bereich 6 Tonträger auf den Index. Das ist deutlich weniger als in den Vorjahren: 2013 waren es 13, im Jahr zuvor 12. Zwei linksextremistische Tonträger sind bereits durch die Bundesprüfstelle indiziert worden, drei Verfahren laufen noch, eine CD wurde nicht verboten.

Insgesamt landeten in den vergangenen zehn Jahren 40-mal linksextremistische Tonträger aus Brandenburg auf der Verbotsliste. Rechtsextremistische Musik fand sich dort bislang 558-mal, gewaltverherrlichendes Material 54-mal wieder. Alexander Fröhlich (mit dpa)

Alexander Fröhlich (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })