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Brandenburg: Erinnern an NS-Strafjustiz

Neue Gedenkstätte in Brandenburg/Havel

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Oranienburg - In Brandenburg/Havel soll in diesem Jahr eine neue Gedenkstätte zur Geschichte des Zuchthauses Brandenburg-Görden fertiggestellt werden. Dafür werde das ehemalige Direktorenhaus des damaligen Zuchthauses Brandenburg- Görden hergerichtet, sagte Stiftungsdirektor Professor Günter Morsch. „Damit geht ein Wunsch in Erfüllung, den wir seit Gründung der Stiftung im Jahr 1993 verfolgt haben.“ Bislang konnten Gäste nur die ehemalige Hinrichtungsstätte im existierenden Gefängnis besuchen. „Dies war aber wegen des laufenden Betriebs nur eingeschränkt möglich“, erläuterte Morsch.

In dem Direktorenhaus soll die NS-Strafjustiz thematisiert werden. Denn das Brandenburger Gefängnis war nach Berlin-Plötzensee die zweitwichtigste Hinrichtungsstätte des Regimes. „Außerdem wurden dort sogenannte Gewohnheitsverbrecher untergebracht und später zur Vernichtung durch Arbeit in Konzentrationslager geschickt“, so Morsch. „Die Nationalsozialisten gingen davon aus, dass der Hang zur Kriminalität erblich sei und diese Menschen ausgerottet werden müssten.“ Thematisiert wird auch die Zeit nach 1945, als in Brandenburg/Havel eines der größten Gefängnisse für DDR-Oppositionelle war.

Sehr gut habe sich die im Jahr 2012 eröffnete Gedenkstätte zu den Euthanasiemorden im Stadtzentrum von Brandenburg/Havel entwickelt, so Morsch. Die Besucherzahlen seien deutlich gestiegen. Großes Interesse finden dort die Projekte für angehende Ärzte oder Pflegepersonal. „Die Debatte über die Eugenik ist angesichts der pränatalen Diagnostik und der damit zusammenhängenden ethischen Diskussionen wieder hoch brisant“, sagte Morsch. Dies gelte auch für die Debatte über die Rechte und die Teilhabe von Menschen mit Handicaps, für die ebenfalls spezielle Angebote entwickelt wurden.

Im original erhaltenen Kommandantenhaus des Konzentrationslagers Sachsenhausen in Oranienburg soll 2017 eine neue Dauerausstellung zu den Tätern der NS-Mordmaschinerie eröffnet werden. „Dabei geht es um die Zusammenarbeit der verschiedenen Abteilungen der KZ-Kommandantur bei großen Mordmaßnahmen“, so Morsch. Bislang gibt es zwei kleinere Dauerausstellungen zu den Tätern. In der Gedenkstätte Sachsenhausen, die im September auch an den Jahrestag der Einrichtung des sowjetischen Speziallagers erinnern wird, wurde im vergangen Jahr mit mehr als 700 000 Besuchern eine neue Rekordmarke erreicht – viermal mehr als 1992. Klaus Peters

Klaus Peters

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