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Brandenburg: Erinnerung an NS-Euthanasiemorde

„Denkmal der grauen Busse“ in Brandenburg/Havel enthüllt / Gedenkstätte geplant

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Brandenburg/Havel - An die Ermordung von Kranken und Behinderten in der Nazizeit erinnert seit Sonntag ein „Denkmal der grauen Busse“ in Brandenburg/Havel. Mitten in der Stadt hätten am 18. Januar 1940 die Euthanasie-Morde in Gaskammern begonnen, die „Testlauf für den Völkermord“ gewesen seien, betonte Landtagspräsident Gunter Fritsch bei der Einweihung. Der graue Betonbus ist den Fahrzeugen nachempfunden, mit denen 1940 und 1941 Opfer von den Pflegeanstalten zu den Orten der Vernichtung gebracht wurden. Nach Auskunft der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten gab es insgesamt im ganzen Reich während der Hitler-Diktatur 300 000 Euthanasie-Opfer.

An die Mordaktionen in Brandenburg/Havel, wo binnen weniger Monate rund 9700 Menschen umgebracht wurden, soll laut Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU) bald eine Gedenkstätte erinnern. „Ich gehe davon aus, dass der erste Teil noch in diesem Jahr eröffnet wird“, sagte sie am Sonntag. In einem einstigen Werkstattgebäude, das in der Nähe der Gaskammer lag, sollen dann unter anderem Briefe von Opfern präsentiert werden. „Es darf nie vergessen werden, was hier geschah“, sagte Tiemann. Pläne für die Gedenkstätte gibt es seit langem.

Auch Fritsch betonte vor rund 250 Menschen bei der Enthüllung des Denkmals die Bedeutung eines Dokumentationszentrums. „Wir sind dazu verpflichtet, gerade den jungen Menschen an authentischen Orten die Geschichte nahe zu bringen.“ Laut Gedenkstättenstiftung ist die Stadt Brandenburg der einzige von den sechs Orten, an denen zentral gesteuert NS-Krankenmorde verübt wurden, der noch ohne aktive Gedenkstätte ist.

In dieser ersten Phase der Euthanasie-Verbrechen von Januar 1940 bis August 1941 brachten die Nazis 70 000 Patienten in deutschen Heil- und Pflegeanstalten um. Die Opfer dieser als „Aktion T4“ bekannten Krankenmorde - die Verwaltung saß am Berliner Tiergarten Nummer 4 - wurden in sechs hierfür umgebauten Tötungsanstalten mit Kohlenmonoxid erstickt. Nach der T4-Aktion ging das Morden an Kranken und Behinderten vor allem in Konzentrationslagern weiter.

In Erinnerung an die Euthanasie-Verbrechen haben die Künstler Horst Hoheisel und Andreas Knitz das „Denkmal der grauen Busse“ 2006 für das Zentrum für Psychiatrie „Die Weissenau“ bei Ravensburg geschaffen.

Der zweite begehbare graue Bus, der jetzt in Brandenburg/Havel enthüllt wurde, stand die vergangenen zwölf Monate auf dem Vorplatz der Philharmonie in Berlin. In Brandenburg/Havel sind bis zum 18. Januar 2010 Begleitveranstaltungen geplant. dpa

Internet:

www.dasdenkmaldergrauenbusse.de

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