Brandenburg: Erinnerungsort Jamlitz erneut angegriffen Unbekannte zerstörten Info-Tafel mit Böller
Cottbus - Die Freiluftausstellung im KZ-Außenlager Jamlitz bei Lieberose ist erneut zur Zielscheibe von Gewalttätern geworden. Wie die Polizei in Cottbus am Dienstag mitteilte, hatten Unbekannte zur Mittagszeit offenbar einen Böller auf einer Informationstafel gezündet, die über das sowjetische Speziallager Nr.
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Cottbus - Die Freiluftausstellung im KZ-Außenlager Jamlitz bei Lieberose ist erneut zur Zielscheibe von Gewalttätern geworden. Wie die Polizei in Cottbus am Dienstag mitteilte, hatten Unbekannte zur Mittagszeit offenbar einen Böller auf einer Informationstafel gezündet, die über das sowjetische Speziallager Nr. 6 informierte.
Laut Polizei hatte ein Zeuge den Knall vernommen, die Täter flohen offenkundig in einem blauen VW-Passat. Der Staatsschutz nahm Ermittlungen auf. Mitte Mai waren bereits zwei Mal in einer Woche Informationstafeln über das KZ-Außenlager Jamlitz auf ähnliche Weise zerstört worden.
Trägerin des Erinnerungsortes ist die evangelische Kirchengemeinde Lieberose und Land im Landkreis Dahme-Spreewald. Die im Mai zerstörten Tafeln erinnerten an jüdische Zwangsarbeiter und Massenerschießungen während der NS-Zeit, die jetzt zerstörten Tafeln gedachten der nach dem Krieg dort internierten Gefangenen der Sowjetarmee.
Schon nach den ersten beiden Angriffen hatten Vertreter aus Politik und Gesellschaft Solidarität gezeigt. Unter anderem besuchten Vertreter des Landes, der Stiftung Brandenburgischer Gedenkstätten und des Zentralrats der Juden in Deutschland die Gedenkstätte. Auch die Evangelische Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) verurteilte die Taten aufs Schärfste.
Im KZ-Außenlager Jamlitz wurden von 1944 bis 1945 Tausende jüdische Häftlinge durch Zwangsarbeit oder Erschießung ermordet. Die Waffen-SS hatte das Lager Ende 1943 als Nebenlager des KZ Sachsenhausen errichtet. Viele Häftlinge des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau kamen zur Arbeit nach Jamlitz, Arbeitsunfähige wurden nach Auschwitz zurückdeportiert. Bei der Lager-Evakuierung vor Kriegsende kamen mehr als 2000 Häftlinge um. 1971 wurde ein Massengrab im Nachbarort Schenkendöbern entdeckt. Auch dieser Erinnerungsort war in der Vergangenheit mehrfach geschändet worden. Nach dem Krieg errichtete die Sowjetarmee auf dem Gelände ihr sechstes von insgesamt zehn Speziallager für Kriegsgefangene und NS-Unterstützer. Christina Denz
Christina Denz
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